Also meine beste Freundin Ute und ich, wir haben vor sehr vielen Jahren mal immer rum gesponnen, als wir beide noch in Halle lebten und bei xxx arbeiteten und gerne viel Bier tranken oder Rotwein … irgendwann … wenn die Kinder groß sind und … blabla …aber dann geht’s los, dann fahren wir mit einem alten VW Bus nach Frankreich, durch die Provence, und essen Oliven und trinken Wein und pflücken Lavendel und blablabla. Das Rumgespinne war nur ein Träumchen, von dem man im Unterbewusstsein schon ahnt, dass wird nichts. So wie man mit 12 eine Band gründen will, mit drei Wandergitarristen die nur „Smoke on the Whater“ auf der oberen Seite spielen können. Und wenn ich am nächsten Morgen mit leichtem Kater aufgewacht bin, dachte ich auch immer „Jaja, wenn ich mal durch die Provence fahre, dann ja wohl mit meinem Mann und ich sitz daneben und sage sowas wie „Rechts ist frei.“ oder „in 20 km, kommt eine Raststätte. Da essen wir erst mal ein schönes Stück Kuchen meiner.“ Das ist viele Jahre her und die Kinder sind groß geworden und die Lavendelfelder in Vergessenheit geraten. Und ich sitz hier und war mal wieder am bibbern, weil ich nach Hause will aber Angst hatte, die ganze Strecke mit zwei Hunden alleine zu fahren. Ich fahre ja auch nicht so gerne Auto und bin nach sehr kurzer Zeit sehr erschöpft. Ich hasse schnell fahren und Kurven und hoch und runter und Serpentinen sowieso. Südroute kam nie in Frage, weil dort an jeder Autobahnraststätte Kriminelle lauern. Die Nordroute kenn ich schon und ich will auch nicht mehr durch Holland. Und ich dachte, so strack hoch, müsste doch auch gehen. Und als ich dann mal wieder Ute die Ohren voll heulte, meinte sie, sie könnte mich da unten abholen und wir fahren dann zusammen nach Hause. Und wenn man so strack hoch fährt, dann ist das nicht unbedingt die kürzeste Strecke und es wird ziemlich anstrengend, aber wir fahren durch die Provence. Und wir werden Lavendelfelder sehen. Und irgendwie bin ich ganz aus den Häuschen. Vor Angst, vor Aufregung und vor Freude. Ich werde Ute am 2.6. in Jerez abholen. Oliven kaufen und dann weiter fahren Richtung Madrid. Das ist eine ziemlich lange Strecke, ich denke wir fahren bis wir keinen Bock mehr haben. Aber in der zweiten Nacht sollten wir irgendwo bei Saragossa stehen. Und seit ich Saragossa auf der Landkarte gelesen habe, habe ich einen voll bescheuerten Ohrwurm. Hier. Fragt mich nicht woher ich das Lied kenne. Ich schwöre, es ist auf keiner meiner Playlists.
Nun ja, wenn wir dann irgendwo in der Nähe von Saragossa wach werden, düsen wir gleich weiter nach Toulouse. Über Andorra. Und dann sind wir schon mal in Fronkreisch. Und obwohl ich da ein bißchen Bauchgrummeln habe, fahren wir so über die Pyrenäen. Aber egal. Ute fährt. Und die kommt aus Hornburg. Die hat vor nichts Angst. Von Toulouse geht’s dann nach Nyon und von da nach Lyon. Nyon wegen der Lavendefelder. Und ich könnte kaputt gehen. Da werde ich mit Ute Lavendelfelder beglotzen, Wein trinken, Oliven essen.
Ob es gerne gesehen wird, dass wir uns da drinnen rum sielen oder ich mit dem lieben Hund da durch laufe, damit er ein Häufchen machen kann, das bezweifle ich, wird aber vor Ort erkundet. Und wenn wir dann verknittert im Bus auf wachen, dann geht’s gleich weiter Richtung Stuttgart. Oder Egal wo hin. Auf alle Fälle Richtung Heme. Stuttgart hab ich nur auf die Liste geschrieben, weil sich das nach dem ganzen Villa del Prado, Zahara, Ronda, Nyon, Lyon blabla so handfest anhört.Also sind wir am 8. oder spätestens am 9.6. in Leipzig und werden da duschen und schlafen und am nächsten Tag werde ich dann nach Halle fahren. Obwohl ich bis jetzt noch nicht weiß wo hin. Aber ein paar Menschen die ich sehr mag mühen sich gerade ab irgend einen Ort zu finden und wenn alle Sticke reisen, dann steh ich halt erst mal wieder am Hufeisensee. Aber vielleicht erbarmt sich ja einer und gibt mir eine Meldeadresse. Mehr brauche ich ja erst mal nicht um eine neue Freiberuflichkeit am Finanzamt an zu melden. Am Mittwoch fahre ich aber gleich wieder nach Obergleen, mein Schwager wird 50 und das wird ordentlich gefeiert und da hole ich meine Sachen ab, mein Fahrrad und meine Töpfe, meine Bücher und meinen Nudelständer und wenn alles gut geht, werde ich am 18.6. wieder mit dem Rad in Halle unterwegs sein. Das ist genau der Tag, an dem ich vor einem Jahr das liebe Fräulein in Halle zurück gelassen habe um nach Nordfriesland zu gehen. Meine Güte, hätte mich mal einer vorwarnen können? Ein Glück nicht.