Schnell und Schmerzvoll
Am 2.6. verließ ich die Finca gegen 13 Uhr. Zum Dank für meinen Einsatz bekam ich am Ende viel Erfahrung, ein paar Liter Wasser und zwei frisch gepflückte Grapefruits.
Der Abschied war schnell und schmerzlos und ich fuhr nach Jerez um Ute vom Flughafen ab zu holen, wo sie schon vor der Türe wartete.
Madrid ins Navi eingegeben und dann in Windeseile davon gerauscht. Den ersten Stop machten wir dann in Merida. Wir fuhren einfach von der Autobahn ab schlugen eine Richtung ein, wo wir einen Wald ausspähen konnten und landeten tatsächlich an einem stillen, abgelegenen See, wo wir am Ufer saßen, Wein und Oliven aßen und Fibie ihr erstes Bad nahm. Auf dem See gab es Bergeweise ziemlich coole Schwimmpflanzen.
Die Nacht war heiß, fast unerträglich. Ute lag mit Fibie auf dem Bett, ich unten quer und Lenny auf dem Beifahrersitz.
Am nächsten Morgen haben wir uns ein paar Tassen Kaffee in den Helm gegossen und dann ging es auch schon weiter. Es war nicht mehr ganz so heiß und wir haben ganz locker Kilometer geschrubbt. An Madrid vorbei, waren wir früher als erwartet in Saragossa und wollten dann noch eine Weile fahren um dann wieder an einer abgelegenen Stelle wild zu campen. Aber dann fing es an zu regnen. Wir stellten uns an einen Platz der Ute aber nicht gefiel, weil er sehr stark nach trockenem Flussbett aussah. Ihr Bauchgefühl hat wahrscheinlich unser Leben gerettet, denn der Regen wuchs sich zu einem richtigen Unwetter aus. Wir fuhren schon mal weiter, was sollten wir auch anderes tun. Aus dem Auto konnten wir eh nicht raus, also sind wir halt weiter gefahren. Straßensperre – ein verdammt gut aussehender Polizist wollte wissen , ob wir alleine im Auto sitzen und wo wir her kommen und hin wollen. Er wollte aber nicht unsere Ausweise sehen. Er hat uns nur kritisch angeguckt und wir durften weiter ziehen. Es wurden LKWs und Transporter raus gepickt. Ein Glück sahen wir so harmlos aus. Und wir fuhren und fuhren und PLÖTZLICH waren wir mitten in dem Pyrenen.
Und ich war obendrein an einen Punkt angekommen an dem man keine Angst mehr hat. Jeder der mit mir zusammen Auto gefahren ist, weiß dass mich alles stresst was kurvig und bergig ist. Eigentlich war abgemacht, dass Ute diese Strecke fährt und ich in der Zeit hinten drin liege und Flenne. Aber irgendwie gng alles so schnell, dass wir es gar nicht richtig mitbekommen haben den Fahrer zu wechseln und dann war da auch kein Platz mehr zum anhalten. Blitz und Donner, Aquaplaning auf schlechten Straßen, Fahrzeuge die einem entgegenkommen, Serpentinen, alles war auf dieser Strecke drin. Aber der Nebel war so dicht, dass ich die ganzen Abhänge und Schluchten nicht wirklich sehen konnte. Deswegen gings dann wahrscheinlich auch. Und dann waren wir in Frankreich. Und Diesel war 20 Cent teurer. Wir fuhren wieder ab und suchten einen Platz. In St. Martory standen wir dann vollkommen erschöpft auf einem Parkplatz in einem kleinen Waldstück. Es war zwar feucht, aber die Luft war frisch und in jedem Baum hingen Misteln und wir haben wirklich gut geschlafen. Und am nächsten morgen als Fibie und der liebe Hund eine Bäuerin anfielen, die sich unerlaubt auf unserem Weg bewegte, konnte ich noch meine erbärmlichen Französischkenntnisse raus kramen und mich wenigstens dafür entschuldigen und ihr erklären, dass beide mir gehören und Fibie noch ganz jung ist. Wir wollten weiter über Toulouse nach Albi und von dort dann auf Landstraßen so lange fahren bis wir Lavendel sehen. Es hatte dann auch wieder angefangen zu regnen.
Und dann ist der Bus immer langsamer geworden. Wir waren mit 60 Sachen bergauf unterwegs. Er hatte weder Saft noch Kraft und ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Also runter von der Autobahn, Tankstelle verzweifelt gesucht. Keine gefunden. ADAC habe ich nicht ans Telefon bekommen. Also habe ich in Deutschland angerufen und Katja gebeten für mich beim ADAC an zu rufen. Dann hat sich der ADAC bei mir gemeldet. Wir wurden abgeschleppt und für uns beide war es das erste mal nach sehr langer Zeit. Und irgendwie auch ganz anders. Aber es war Sonntag. Und Pfingstmontag ist auch in Frankreich ein Feiertag.
Zufällig gab es aber in der Nähe der Werkstatt einen niedlichen Campingplatz in Gailac. Man brachte uns dahin und wir stellten den Bus an einen wirklich schönen Platz. Hatten auch noch eine Flasche Wein und Brot und ein paar andere Sachen und irgendwie war ich auch nicht traurig, sondern es war wie Urlaub. Der Vortag steckte uns noch in den Knochen und wir konnten duschen und hatten richtige Toiletten, ganz in der Nähe und man durfte grillen.
Am nächsten Tag haben wir dann Croissants gekauft und Aldi
hatte auch auf. Also gab es dann Kartoffeln und Pilzpfanne, wir lagen den ganzen Pfingstmontag in der Sonne, haben Gemüse geschnippelt und gelesen. Die Hunde hatten auch Spaß. Dienstag sind wir gleich nach dem Frühstück zur Autowerkstatt gefahren, es hatte auch wieder angefangen zu regnen. Dort schrieb man meinen Namen auf und meinte sie würden sich morgen melden und mir sagen wann ich das Auto abholen könnte. Ich sagte, dass wir im Auto sitzen bleiben bis es repariert ist, weil wir keine andere Möglichkeit haben. Selbst wenn wir Geld gehabt hätten, mit zwei nassen Hunden bekommst du kein Hotelzimmer. Also erbarmte sich ein Mechaniker, guckte sich das Auto an und siehe da, in der Kiste wo der Luftfilter drin ist lag alles voller Nussschalen. Der ganze Spaß kostete mich 50€ und wir fuhren weiter. Wir wollten heute nach Avignon. Kaum auf der Autobahn wurden wir wieder langsamer und kurze Zeit drauf leuchte schon wieder die Motor Kontroll-Leuchte. Wir fuhren wieder an eine Tankstelle und ich telefonierte wieder mit dem ADAC und man suchte mir eine passende Werkstatt in der Nähe aus. Aber unsere gute Laune war nicht mehr sooo wie sie hätte sein müssen um Spaß zu haben. Und in Avignon sollte es auch bewölkt sein, mit Regen. Also sprach ich die magischen Worte „Ute, gib Leipzig Seehausen ins Navi ein.“ und sie gab sie richtige Antwort „Ist wohl das beste.“ Der Plan war also schnell in die Werkstatt und dann nach Hause. Kein Avignon, kein Lavendel und kein Wein. Das Geld war eh viel zu knapp und Regen wäre unser ständiger Begleiter gewesen. Obendrein hatten wir inzwischen ein paar tolle Ideen gesammelt und hätten sie lieber heute als morgen in die Tat umgesetzt. Ein bißchen geknickt waren wir schon. Die Lavendelfelder hätte wir gerne gesehen. Und auch ein Tütchen Kräuter der Provence gekauft. Aber da wir auch an Vorhersehung und Schicksal glauben, waren die Zeichen zu eindeutig. Ich drehte also vorsichtig den Schlüssel im Schloss um und das Auto fuhr los. Wie ein Rennwagen. Plötzlich 150 bergauf und solche Scherze. Wir waren sprachlos und dann stellte sich die Frage ob wir noch in die Werkstatt müssen. Ute warf unser letztes Zwei Euro Stück.
Kopf weiterfahren, Zahl Werkstatt. Und dann war es eindeutig. Wir wurden nach Hause geschickt. Und wir fuhren durch. Diese Klos zum drüber hocken werde ich hoffentlich nie wieder benutzen müssen. Die Maut ist eine krasse Unverschämtheit. Wir haben über 200€ bezahlt um durch fahren zu dürfen. Das ist schon fett.
Man merkt gleich wenn man in Deutschland ist. Unmittelbar nach Grenzübertritt überholte ich einen LKW und wurde beim Vorgang mit Lichthupe belästigt und bedrängt. Die Autobahnen waren voll und die Fahrer waren Rücksichtslos. Aber egal. Gegen sechs Uhr morgens standen wir dann in Leipzig. Völlig aufgedreht, übermüdet und zwei Tage früher als geplant.
Hier liegen wir schon den zweiten Tag in Utes Garten, bei strahlendem Sonnenschein und machen Urlaub.
Und jetzt bin ich gespannt wie es weiter geht.