Danke

Ich bin ein guter Mensch. Das kann ich mir ziemlicher Bestimmtheit sagen. Woran das jeder erkennen kann, ganz einfach, an den Leuten die mich umgeben.

Da kann mein Fußboden noch so durchgegammelt sein und alle Pläne sind für die Katz, weil es immer anders kommt als geplant, aber was kann mich aus der Bahn werfen, solange diese Menschen um mich sind.

Ein Jahr weg aus Halle, für alle ist das Leben weiter gegangen. Während ich zwischen Olivenhainen herumstolziert bin, Orangen und Grapefruits vom Baum gepflückt und ordentlich an Pfunden zugelegt habe, gings für alle anderen weiter wie gehabt und das war gut so.

Jetzt wieder zurück, haben sich manche Freundschaften erledigt, andere gefestigt und manche sind erst in der Ferne entstanden. Vollkommen verblüfft durfte ich fest stellen, dass hier Menschen leben, die tatsächlich froh sind, dass ich wieder da bin und das es ganz andere sind als gedacht oder vielleicht auch erhofft.

Denen ich aber sogar so wichtig in, dass sie nach Spanien fliegen um dafür zu sorgen, dass ich wohlbehalten wieder in Deutschland an komme. Von manchen habe ich umgehend Besuch bekommen, auch wenn ich weder Klo noch Kaffeemaschine habe. Ich nehme Vollbäder in fremden Wohnungen, lasse den Schmutz von meinem Körper abweichen während meine Wäsche gewaschen und Essen gekocht wird. Ich bekomme Wohnungsschlüssel angeboten, damit ich auch mal in Ruhe ein Bad nehmen kann „wenn wir mal nicht da sind.“ obwohl ich arm wie eine Kirchenmaus bin (naja nicht ganz so) hat sich mein Übergewicht gehalten und ich habe einen kostenfreien Haarschnitt bekommen. Die Marxn hat aber doch sehr geschimpft hat, dass ich meine Haare wieder ganz ab haben wollte. Leute schenken mir Zeit. Der liebe Micha renoviert meinen Wagen und der liebe Holger und Diana müssen in der Zeit auf ihn verzichten und keiner rollt mit den Augen und sagt so was wie „Na weil se auch nüscht allene kann, die olle Holzkuh.“

Ganz viele Menschen stehen mir mit Rat und Tat zur Seite und ich bin immer wieder sprachlos.

Ich habe inzwischen auch gelernt, dass die Verbindung, die zwischen mir und meinen Schwestern besteht, nicht für alle selbstverständlich ist. Ich dachte immer, bei Geschwistern ist so was normal. Aber nein. Auch hier bin ich einfach mal ein Glückskind. Menschen auf die ich mich immer verlassen kann, zu jeder Tages und Nachtzeit anrufen kann und immer unterstützt werde, egal wie haarsträubend meine Ideen sind.

Ich habe auch viele Menschen kennen gelernt und wusste von Anfang an, die meisten wird man nie wieder sehen und trotz Facebook werden die Kontakte nicht aufrecht gehalten werden können. Man begegnet sich, hat Spaß und dann geht das Leben eben weiter.

Und doch sind welche dabei, wo man weiß, dass sie einen noch ein ganzes Stück begleiten werden. Inspirierende, liebevolle Menschen.

Und ich bin echt glücklich.

Schmutzig, stinkig (war heute aufm Schrottplatz), müde und glücklich.

Bin letztens gefragt worden, ob ich eine Espressokanne haben möchte. Damit koche ich gerne Kaffee und kann also damit was anfangen. Und dann kam heute ein Päckchen. Mit der Espressokanne, schönen Sachen für mich und die Hunde und eine Flasche Bier aus Passau. Aber – ich hatte überlegt ob ich vorher mal los fahre um mir ein Bier zu holen, weil ich so tierisch Appetit auf ein Bier hatte – und dann war es in dem Päckchen. Und ich dachte wow, was bist du für ein gesegneter Mensch. Wenn sich so viele tolle, gute Menschen um dich kümmern.

Das liebe Fräulein hat mir mal eine Karte geschrieben, mit einem kleinen Schaf drauf, das die Hände über den Kopf zusammen geschlagen hat und in einer Ecke kauert. Darauf steht „Manchmal ist die Welt ganz gemein.Alles geht schief und du fühlst dich klein und verloren.Aber es leuchtet immer ein kleiner Stern für dich und er sagt dir leise:ES WIRD ALLES WIEDER GUT.!!!“

Hinten drauf, das schriftliche Versprechen, dass falls ich noch mal einen Schlaganfall bekomme und ich dann im Rollstuhl sitzen muss, dass sie mich dann trotzdem durch die Stadt schiebt und wir alles zusammen schaffen.

Und das zu einem Zeitpunkt wo dem lieben Fräulein eigentlich alles peinlich war. Es war ihre Ekel Phase und sie hat sich immer für mich geschämt. Mit 16 ist das wohl so üblich.

Diese Karte habe ich immer da, sie ist wie Salbe für mein Herz wenn ich traurig bin.

Und ich habe inzwischen einen ganzen Apothekenschrank voll von herzheilenden Salben. Ob die aus einem Besuch, einer Waschmaschinenladung, aufbauenden Worten oder von entgegengebrachtem Vertrauen, einem Vollbad und einer mitgebrachten Zwiebel oder einer Einladung zum Frühstück bestehen.

Ich werde geliebt und getragen Ich bin nie alleine aber unheimlich froh und dankbar.

4 Gedanken zu “Danke

  1. Du schreibst immer soooo toll, nicht herunter gerasselt und meiner Meinung nach so herrlich ehrlich. man liest und man fühlt deine Dankbarkeit…wir kennen uns nicht wirklich aber ich finde alleine aus deiner Schreiberei erkennt man welch ein lieber Mensch du bist und was ein weicher Kern in dir steckt

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