Wenn…dann…

Sich selbst ausbremsen durchs Warten auf den perfekten Umstand

Es ist eine absolut schräge Angewohnheit, Erledigungen zu verschieben auf Zeiten wo besondere Umstände eingetreten sind, die eigentlich mit der Erledigung nicht wirklich was zu tun haben.

Ich werde dies erledigen, sobald das passiert ist.

Ich werde erst mal aufräumen, bevor ich anrufe – ich werde regelmäßig Sport machen, sobald das Wetter wieder kälter wird – ich werde wieder regelmäßig bloggen, sobald ich einen Tisch habe wo ich dran sitzen kann um vernünftig zu schreiben.

Was soll das denn? Ich habe in Spanien immer mit meinem Laptop auf dem Schoß im Bett gesessen und habe geschrieben und in schöner Regelmäßigkeit mehr oder weniger interessante Texte gebloggt. Warum brauche ich jetzt einen Schreibtisch? Zumal der mir wahrscheinlich auch nicht reichen würde. Ich würde vielleicht am Schreibtisch sitzen und denken, dass ich Fenster brauche zum durchgucken. Die brauche ich tatsächlich noch. Bis jetzt gucke ich noch durch Buchumschlagfolie die mir Tape vor die Löcher gepappt wurde.

Das ist alles ein bißchen frustrierend. Weil es jetzt bald einen Monat her ist, dass ich den Bauwagen hier stehen habe und dieser Bauwagen erteilt mir eine Lektion in Geduld, das hat das liebe Fräulein nicht geschafft.

Und jetzt kann ich warten, bis alles perfekt ist, oder los legen. Trotz des Chaos weiß ich wo Zettel und Stifte liegen, ich kann also einen Plan machen und es wird langsam Zeit. Statt dessen habe ich mir angewöhnt bis halb acht im Nest zu liegen und wer mich kennt weiß, dass ich am liebsten um sechs auf stehe und den Tag früh beginne. Aber ne, weil ich ja nichts machen kann dümpel ich den ganzen Tag rum, lese Krimis, esse Dinge die zu viel sind und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen.

Aber das war ja schon vorher so. Bevor ich mich zum meditieren zur Ruhe setzten konnte, musste erst alles erledigt sein und da ich eine Bummeltrine bin, war natürlich nie alles erledigt. Aber das ist ja eigentlich die Kunst. Sich die Zeit zu nehmen und sich trotzdem auf so etwas zu konzentrieren und nicht immer mit dem Kopf wo anders sein. Die Jagd nach dem perfekten Umstand hat mich doch fast einmal durch Europa getrieben und nie hatte ich es so, wie ich gedacht habe, dass es sein müsste. Es war immer dann ok, wenn es mir egal war. Und zurück in Halle ist auch nicht alles perfekt. Und es wird auch nicht perfekt. Es wird immer was zu verbessern und zu tun sein. Was zu basteln, zu bauen oder zu verschönern. Ein Glück, es wird nie langweilig. Und schon wieder ist es eine buddhistische Übung. Leiden durch Anhaftung und Ablehnung. Leben ist leiden. Und das machen wir uns selbst, weil wir im Kopf einen Idealzustand haben.

Ich meine nicht, dass wir uns mit dem Mittelmaß zufrieden geben müssen und uns keine Ziele mehr stecken sollen. Aber da der Weg das Ziel ist, kann man auch ruhig zwischendurch mal eine Pause einlegen und einen Teilerfolg feiern.

Ich plane seit einem Monat einen Satsang für und in meinem Wagen. Jetzt liegt seit einer Woche der PVC Belag drinnen und? Hab ich, nein. Erst sollte die Treppe dran. Die ist seit Freitag. Und hab ich gesungen und gefeiert? Nein! Aber morgen kommt der Rollrost und dann habe ich ein Bett in dem ich mich ausstrecken kann und dann. Oder erst wenn die Türe geht? Oder die Fenster eingebaut sind? Oder der Ofen steht? Oder nach Silvester?

2 Gedanken zu “Wenn…dann…

  1. Ja, das Ego sucht sich immer etwas, das ihm nicht passt… Wir gieren nach dem pefekten Leben, wollen dies und das, ändern uns, unsere Umstände, lassen vieles zurück und streben nach Neuem, nur um dann zu bemerken, dass es wieder nicht perfekt ist! Das ist eine schwere buddhistische Übung – zufrieden sein mit dem, was man hat durch innere Zufriedenheit!
    Mir hilft oft schon das Wissen darüber, dass das, was ich als perfekt ansehe, gar nicht perfekt ist… Auch wenn ich es natürlich nicht immer in meinen Alltag einbinden kann 😊
    Alles Liebe cao

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