nach alter abendländische Tradition
Ich freue mich auf Weihnachten. Schon seit Wochen.
Ich kann es kaum erwarten in meinem Wagen zu sitzen, das Feuer prasseln und Bing Cosby Weihnachtslieder singen zu hören. Ich werde Bratäpfel auf meinem Ofen machen und immer ein Töpfchen Glühwein drauf stehen haben. Das liebe Fräulein wird mir wieder einen Adventskalender basteln, ich werde Weihnachtspost verschicken und Weihnachtspost bekommen, Sterne werden an meinem Fenster hängen und vielleicht schaffe ich es mein Fräulein mit irgendwas emotional zu erpressen, das sie sich mit mir in einer Kirche ein Grippenspiel anguckt und Weihnachtslieder schmettert.
Und dann werde ich gefragt, wie ich als Buddhistin Weihnachten feiern kann, ohne das mich der Schlag trifft.
Weil es meine Tradition ist.
Die habe ich ein wenig verändert und meiner eigenen Familie angepasst und sie erinnert nur noch in Spuren an Weihnachten in meinem Elternhaus. Ich glaube nicht daran, dass an diesem Abend der Erlöser geboren wurde, der für meine oder die Sünden von z.B. Ursula von der Leyen oder Farid Bang gestorben ist. Ich glaube auch nicht, dass unser Weihnachten, also das was die meisten mir bekannten Personen hier in Deutschland feiern irgendwas mit Christlichem Glauben oder Christlichen Traditionen zu tun hat. Es ist vielleicht der Glauben an den Kapitalismus und die Überzeugung, dass uns das alles zusteht. Es ist trotzdem gemütlich und ganz bunt und glitzernd und ich werde auch wieder auf dem Weihnachtsmarkt gehen um dort Glühwein zu kippen und nach dem 3. werde ich mir vermutlich ein Elchgeweih kaufen mit dem ich dann den Rest vom Abend mit Schaukelschuhen durch die Buden laufe und dann kaufe ich mir bestimmt wieder einen scheiß Mistelzweig der, traditionell vergeblich, an meiner Decke hängt.
Und dann werde ich traditionell vor unserer Grippe stehen und mir denken, dass der Schnitzer definitiv von allen Göttern verlassen wurde oder eine Vision von verwachsenen Aliens hatte. Aber das hat nichts mit Christentum zu tun. In Spanien war ich in einer Gegend, wo wirklich stramme Katholiken leben, solche die zu Ostern Prozessionen laufen und Heilige aus Holz durchs Dorf schleppen. Da tragen ganz viele ein Kreuz um den Hals und es ist kein modisches Accessoires, sondern ein Glaubensbekenntnis. Also die sind sich der Bedeutung von Weihnachten wirklich bewusst. Und dabei haben die noch nicht mal Adventskalender. Ich war darüber so traurig, dass mir meine Silke einen gebastelt hat. Und damit hatte ich vermutlich den einzigen Kalender in der ganzen Gegend. Der Weihnachtsmarkt, war eigentlich nur ein kleiner Flohmarkt wo Gebrauchtes und selbst gebasteltes verkauft wurde. Ich glaube an einem Stand hatte ich mal so drei Weihnachtsmützen gesehen. Aber so der übliche Schnulli? Nichts. Da sind es dann andere Traditionen. Das mit den 12 Weintrauben an Silvester und Verlosungen. In den kleinen Läden merkt man nicht, dass sich das Angebot verändert. Nur beim „Chinesen“. Der hat tatsächlich auch Weihnachtsdeko. Die man aber in keinem Fenster sieht. Scheinbar haben Spanier keinen Sinn für Schwibbögen.
Hier haue ich wieder auf die Pauke. Allerdings nicht mit plinke Sternen und so, weil das hat mir noch nie gefallen und ich habe nur zwei Steckdosen, die müssen sinnvoll eingeteilt werden.
Worauf ich hinaus will. Die Wirtschaft hat unsere „christlichen“ Traditionen fest in der Hand. Deswegen habe ich auch gar nicht so viel Angst vor der Islamisierung des Abendlandes. Wenn keiner mehr Christliche Plastikzutaten aus China importieren würde, wäre das wirtschaftlich wohl eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass das man das wirklich zulassen würde.
Deine Einstellung zu Weihnachten finde ich gut. Schön dekorierten geht ja auch ohne viel bling bling und ist viel entspannter an zu sehen. Ich gehe am liebsten auf mittelalterliche Weihnachtsmärkte, da gibt es meist das bessere Essen, leckeren Met und ist nicht so aufdringlich beleutet.
Wünsche Dir eine besinnliche Adventszeit und eine schöne Bescherung.
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Danke. Ich mag auch lieber die kleinen Hinterhof Weihnachtsmärkte mit Kunsthandwerk und so. Nicht nur weniger aufdringlich beleuchtet, sondern auch weniger beschallt!!! Dir und den deinen auch eine entspannte, störungsfreie, erholsame Adventszeit.
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