Scheidungseltern

Aus gegebenem Anlass möchte ich etwas über Scheidungskinder sagen. Ich kann da ein bichen mit reden denke ich, denn ich selber habe mich vom Vater des lieben Fräuleins getrennt, als dieses nicht mal vier Jahre alt war. Es ging einfach nicht mehr, man hat sich in verschiedene Richtungen entwickelt, dass ist so passiert, weil wir es beide zugelassen haben. Doof, war aber nun mal so. Wir hattens verbockt. Auch hier wird die Frage gestellt warum und dann fängt man an sich zu rechtfertigen und weil die richtige Antwort „Ich habe einfach keine Lust mehr.“ nicht akzeptiert wird, fängt man an Gründe hoch zu spielen und steigert sich da rein. Nicht gut.

Von Anfang an war klar, das liebe Fräulein kommt zu mir. Während der feine Herr in der Uni gesesessen hat, lag ich heulend vor der KiTa um mein Fräulein ein zu gewöhnen. Ich bin noch mal zur Schule gegangen um meine Fachhochschulreife zu erlangen und habe bestimmt 1/3 von der Zeit gefehlt, da während der Zeit sämtliche Kinderkrankheiten durchgemacht wurden. Darum blieb sie bei mir. Der feine Herr hatte perfekte Vatereigenschaften aber null Muttitalent. – meiner Meinung nach. Wenn ich das Fräulein ins Bett gebracht habe gabs eine ruhige Geschichte, ein kleines Liedchen, es wurde nicht mehr laut gesprochen und alles konnte ganz sanft ausklingen. Wenn der feine Herr das Fräulein ins Bett brachte gabs gerangel und getobe, Kitzelquatsch und sonst was. Nach einer Stunde was das Fräulein aufgekratzer den je und an schlafen war nicht zu denken weil beide wie angeschossen durch die Bude gesprungen sind. So was. Das geht mal, aber nicht anddauernd. Ich fand meine Art gerade in den ersten Jahren besser. Dann hat der feine Herr ja eh viel zu viel gearbeitet und so weiter.

Aber der feine Herr und ich wir hatten einen gemeinsamen Nenner. Die ganze Zeit über. Das war die bedingungslose Liebe zum lieben Fräulein. Aus diesem Grund, konnten wir uns immer wieder zusammen raufen. Wir mussten beide unser Ego ganz schön zurück schrauben. Aber das haben wir getan, weil uns das Fräulein am wichtigsten war.

Der feine Herr hatte das Fräulein fast jedes Wochenende, es sei denn ich hatte was mit ihr geplant. Manchmal haben wir auch zu dritt was gemacht. Unter der Woche haben sie manchmal telefoniert oder er ist mal vorbei gekommen. Manchmal einfach nur für eine halbe Stunde um kurz was mit Lego zu bauen, manchmal zum Abendbrot. Sie hatte sich auch mal eine Weile zurück gezogen, da hatte er eine Freundin, die mit Kindern eigentlich nichts zu tun und sich deswegen merkwürdig verhalten hatte. Da war sie halt am Wochenende wieder öfter bei mir und hat für eine Weile nicht bei ihrem Vater übernachtet.

Es gab natürlich viele Situationen wo ich ernsthaft angepisst war. Weil er es nicht so gemacht hat wie ich wollte. Aber wichtig war – das Kind war nie irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Vielleicht war ihr mal schlecht, weil sie einen halben liter Orangensaft direkt aus dem Kühlschrank getrunken hat, oder er hat sie mit einem schmutzigen T-Shirt in die Schule geschickt, aber wenn mich so was ärgert, dann gehts mir doch nur ums Prinzip.

Wir konnten uns vertrauen, dass wir nur das beste fürs Fräulein wollen.

Wenn er sie nach Hause gebracht hat und sie ihn mit großen Augen angeguckt hat um zu fragen ob er noch zum Abendbrot bleiben möchte und ich aber absolut keine Lust darauf gehabt habe, dann habe ich gesagt „Ne komm, lass uns mal Mädelsabend haben, du willst mir doch erzählen wie dein Tag war und der Papa weiß das doch schon alles.“ und er hat gleich geschaltet und gesagt „ein ander mal, ich muss doch jetzt weiter.“ So muss das laufen.

Sie hatte nur ein zu Hause und das war nun mal bei mir. Daür hatte er das Glück, dass wenn er das Fräulein hatte, er sich rundum nur um sie kümmern konnte. Da wo das zu Hause ist, ist auch der Alltag. Da hat man nicht immer Zeit, weil auch mal sauber gemacht werden muss, da ist auch das Zimmer was aufgeräumt werden muss. Da ist nicht den ganzen Tag HalliGalli. Das hatte sie mit dem feinen Herrn und nie gab es Tränen oder Proteste wenn sie zurück nach Hause musste. Ich glaube, dass kam daher, dass der feine Herr kein HalliGalli gemacht hat um mich auszubooten oder als schlechter, strenger oder langweiliger hin zu stellen, sondern er war einfach der Typ. Wenn die beiden sich amüsiert haben wurde kein Geld aus gegeben sondern Fratzen gemacht, oder irgendwelche komischen, selbst erfundenen Handschläge.

Am Ende kann ich sagen, es war nicht immer leicht (fürs Ego) aber wir haben das gut hin bekommen.

Nun habe ich aber auch die andere Seite kennen lernen dürfen. Ich bin ziemlich froh, dass ich mich von diesem Frauen „Freundinen“ distanziert habe. Frauen die aus verletztem Stolz dem Umgang verhindern, erschweren oder sogar dem Kind ein schlechtes Gewissen machen wenn es mit zu viel Spaß beim Papa sitzt. Neue Freunde der Mütter die Papa genannt werden wollen und verlangen den echten Vater nur noch mit Vornamen an zu reden. Kinder die ihren Geburtstag nur mit einem Elternteil feiern dürfen weil der andere nicht eingeladen wird, weil sich die ganze Familie reihängt.

Und da habe ich mir immer gedacht – warum sollte ich meinem Kind das an tun? Wie sehr muss ich jemanden hassen, damit ich mein Kind so traurig mache und ihm verbiete seinen Vater zu sehen oder die dazugehörigen Großeltern. Was sind das für erbärmliche, kleine Wesen die aus blindem Zorn ihr Kind derart traumatisieren, weil sie ihr scheiß Ego nicht mal zurück stecken können?

Und ich habe wirklich viele kennen gelernt.

Aber auch die miese Vaterseite. Väter die absolut unzuverlässig sind. Gerne auch um die Ex noch zu kontrolieren. „Was? Du hattest dir für heute Abend was vor genommen? Mach aber nicht zu lange, weil ich dir morgen um 7 Uhr die Kinder wieder vorbei bringe.“ Kinder die nach jedem Besuch beim Vater ihre Mütter mit Machosprüchen beleidigen. Väter, die im Auto rauchen während die Kinder unangeschnallt auf der Rückbank rum springen. Ein Kind hatte nach einem zweiwöchigen Urlaub mit seinem Vater Karies, weil einfach vergessen wurde, dass man sich die Zähne zu putzen hat. Vor ein paar Tagen erst habe ich einen Knallkopf aus Leipzig kennen gelernt. Der hatte mir während unserer ersten Unterhaltung in den Ohren gelegen, dass er seine Kinder ja auch so liebt und nur zwei Stunden am Freitag sehen darf. Aber wenn man dann so zwischen den Zeilen hört, werden die Kinder, wenn er sie denn mal hat, vor dem Fernseher geparkt. Beim letzten mal als „Kinderzeit“ war, konnte man sehen, dass er fast die ganze Zeit auf facebook unterwegs war.

Aber egal wie hart die Trennung war, ob es nun wegen einer jüngeren Frau, einem aufmerksameren Mann war. Ob man sich einfach nichts mehr zu sagen hat oder sich nicht mehr ausstehen kann.

Jeder Erwachsene Mensch, der sich erwachsen genug fühlt Kinder in die Welt zu setzen, hat verdammt noch mal die Pflicht sich zusammen zu reißen um das Beste für sein Kind zu erschaffen.

Und dann muss er auch mal den Arsch in der Hose haben seiner Mutter zu sagen, dass sie aufhören soll schlecht über die Mutter des Kindes zu reden, erst recht wenn es dabei ist.

Dann muss sie lernen zu verkraften wenn die neue, jüngere Freundin Schönheitssalon spielt und das Kind geschminkt und frisiert zurück kommt.

Dann muss er vielleicht lernen Regeln die ihr wichtig sind auch ein zu halten wenn sie für ihn einen geringeren Stellenwert haben.

Dann muss sie damit klar kommen, dass Regeln die nur mit einem „das ist halt so“ begründet werden, bei ihm nicht eingehalten werden.

Ich glaube nicht, dass es ein Kind verwirrt, wenn bei der Mutter andere Regeln gelten als beim Vater. Grob sollte es schon stimmen. Am Tisch wird nicht gerülpst oder gefurzt, wenn Leute rein kommen werden die gegrüßt. Es wird nicht gehauen, das Kind bekommt kein Bier zum Abedbrot so was. Aber wenn bei dem einen vor dem Fernseher gegessen wird, während man bei dem anderen nur am Tisch was zu Essen bekommt Dann sind das zwei verschiedene Schuhe. Vollkommen in Ordnung. Ich gehe ja auch nicht im Schlafanzug zum Frühstück wenn ich in einem Hotel übernachtet habe.

Und ich bin auch davon überzeugt – und durfte es auch schon mit erleben – wenn ein Elternteil sich mies verhält, dann kommt das irgendwann zurück.

Da ist die junge Frau die mit 18 Jahren den Kontakt zu ihrem Vater und seiner Familie abgebrochen hat, nachdem die Oma auf einer Familienfeier mal wieder ihren Sohn bedauert hat an so eine üble Frau gekommen zu sein. Und die junge Frau die von alleine mit 16 ihren Vater im Internet ausfindig gemacht hat, Konntakt mit ihm aufgenommen hat und dann, nach dem 1000000 Streit mit ihrer Mutter mit Sack und Pack zu ihm gezogen ist und nun nur noch das nötigste mit ihrer Mutter redet.

Kann alles passiern. Und dann ist man alt, hat sein halbes leben mit streiten verbracht und bekommt irgendwann eine Karte „wir haben geheiratet“, weil der Mensch den man angeblich am meisten liebt sich nicht traut eine richtige Hochzeit zu feiern aus Angst, dass sich seine Eltern an die Gurgel gehen.

Also, das beste fürs Kind. Nicht fürs Ego.

4 Gedanken zu “Scheidungseltern

  1. Oh wie wahr!!
    Ich bin selbst ein Scheidungskind und kann von oben genannten Sitautionen ein Liedchen singen… Wenn nur mehr Hass und Ablehnung zwischen den Eltern besteht, aber das Ego sich unbedingt durchsetzten will, ist das definitiv nicht gut fürs Kind!

    Ich finde es toll, dass ihr das so geschafft habt und kann auch absolut nicht verstehen, dass über die Kinder die eigenen Machtspielchen ausgetragen werden müssen…

    Alles Liebe cao

    Gefällt 3 Personen

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