Der November ist ja an und für sich ein guter Monat. Vorwiegend habe ich da immer ein bißchen Hochstimmung wegen meinem Geburtstag, obwohl es natürlich schon viele Jahre her ist, dass ich mich nach dem Aufstehen an einen gedeckten Geburtstagstisch setzten und Geschenke auspacken konnte, die mich wirklich überrascht und von den Socken gehauen haben.
Das hat mit meiner Pubertät aufgehört. Da habe ich mir die Geschenke ausdrücklich gewünscht und wusste dann auch genau was ich bekomme.
Das ging so lange gut, bis ich mir die „Ärzte ab 18“ gewünscht habe und meine Mutter sich die von einer Freundin die öfter mal in einem Schalplattenladen gekommen ist, hat mitbringen lassen.
Die hat sich natürlich die Texte auf der Hülle durchgelesen und dann gabs einen fetten Anschiss mit der Ansage man sollte keine anderen Leute mit reinziehen wenn man sich so was widerliches wünscht. Aber wenn man in einem Alter ist wo man eh lieber Geld geschenkt bekommt, ist das einem recht egal. Hauptsache es ist kein weiches Päckchen – das waren immer die Doofsten mit selbstgestrickten Strümpfen, Unterwäsche (damals noch Schlüppi mit passendem Unterhemd) oder ein Schlafanzug (mit Bündchen). Oder irgend was für die „Aussteuer“. Mädchen vom Dorf haben ab der Konfirmation nämlich gerne was für die Aussteuer geschenkt bekommen. Geschirrtücher, Handtücher, Kuchengabeln oder Töpfe.
Tatsächlich sind meine Töpfe, aus gutem Edelstahl, die ich heute noch benutze, genau solche Geschenke und ein paar andere Sachen.
Aber egal jetzt, darum gings jetzt nicht. Bauwagen im November…
es ist doch ganz plötzlich kalt geworden. Ich konnte mich nicht langsam dran gewöhnen, sondern bin dann quasi doch überrumpelt worden.
Aber – anfeuern habe ich immer noch drauf. Es ist bisher nicht einmal passiert, dass es im Wagen über 30 Grad waren.
Das ist so gemütlich im Schlafanzug auf dem Sofa zu lümmeln und draußen ist es feucht und nebelig oder der Wagen wackelt im Sturm. Also es ist so lange gemütlich bis neues Holz gebraucht wird oder das Kompostklo voll ist. Aber das ist ja lang genug.
Der November fängt mit einem kurzen Besuch vom schwerbeschäftigten Frühstücksmann an, was ja schon mal ein gutes Omen ist.
Dann muss ich mit den Hunden zum Tierarzt, was weniger cool ist, weil ich hier niemandem traue.
Als das Geld noch etwas mehr war und lockerer gesessen hatte, habe ich nie was hinterfragt und hinterher kam raus, dass ich Lenny gegen allerlei Schwachsinn habe impfen lassen, den so alte Hunde eh nicht bekommen, schon gar nicht wenn sie nicht zur Jagd genommen werden.
Aber das bekommt man dann ehe von Dorftierärzten gesagt.
Aber egal jetzt. Der Bauwagen im November.
Was ist zu tun? Ich muss mein Rad reparieren. Der Bremszug ist gerissen. Die Ampel am Bahnhof wurde rot und dann ist mir alles um die Ohren geflogen. War sehr knapp. Hab am selben Tag noch ein Kabel gekauft. Das liegt hier am Tisch. Seit zwei Wochen.
Aber was ist im Bauwagen zu tun?
Nichts. Weil alles getan ist. Jetzt fängt die Zeit an wo ich im warmen sitze und einfach nur raus gucken kann. Für die Weihnachtsdeko ist es noch zu früh. Hausputz ist schnell erledigt, elbst wenn man das Wasser ran schleppen muss.
Jetzt ist die Zeit der langen Telefonate, der bunten Briefe, der dicken Bücher und spannenden Hörspiele.
Ich habe mir endlich ein Zuckerthermometer gekauft und Pralinen selbst gemacht. Richtig mit Schokolade temperieren. Damit sie dunkel und glänzend bleibt. Sieht echt gut aus.
Die Himmelsscheibe von Nebra habe ich mir ja nun endlich mit Ute angeguckt, im übrigen sehr schön gemacht die ganze Ausstellung, und nächste Woche geht’s in die Moritzburg – endlich mal – und zufällig ist da auch eine Klimt Ausstellung. Und da ich mit jemandem dort verabredet bin kann ich es natürlich nicht verschieben.
Der Bauwagen im November … ist ein Platz um zur Ruhe zu kommen, inne zu halten, und Zeit mit sich zu verbringen.
Und jetzt wo es so weit ist, merke ich auch wie ich es nach diesem lauten, wilden und warmen Sommer gebraucht habe.. Ruhe.