Ich hasse keine Kinder!

„Hi, Hi, bin mal gespannt wenn mal das Thema Kinder als Aufreger des Monats nimmst.“

„He, warum?“

„Na weil du dich doch immer so über Kinder aufregst und keine leiden kannst.“

Das bekomme ich tatsächlich oft zu hören. Wer hat das Gerücht in Umlauf gebracht. Teilweise tatsächlich mein liebes Fräulein. Das stimmt aber überhaupt nicht.

Kinder regen mich nicht auf. Geht gar nicht. Ich hab keine und auf meinem Platz ist Kinderverbot. Und alles was außerhalb passiert hat mich doch nicht zu interessieren.

Ich finde sogar manchmal Babys süß und nehme die auch gerne mal auf den Arm.

Das liebe Fräulein war kein geplantes Kind. Aber ich habe sie nie einen Unfall genannt, sondern immer eine Überraschung. Und mit 23 fand ich mich ausreichend erwachsen um Party, Konzerte und durchzechte Nächte gegen die Aufzucht unseres Überraschungspakets einzutauschen.

Und egal wie farbenreich mir damals alte Freunde vom letzen Wochenende erzählt haben, ich habe nie wehmütig zurück geblickt und meine Entscheidung bedauert. Hatte ich doch schon mit 20 das Gefühl, dass jede Party, jedes spontane Sit In, jedes Festival oder Konzert eine Wiederholung ist. Mal mit mehr, mal mit weniger Alkohol, meistens eher mit zu Viel.

Ich habe es IMMER als Privileg empfunden ein Kind kriegen zu können/dürfen – Abgesehen von den Stunden des Geburtsvorganges und ein paar Stunden während der Hochphase ihrer Pubertät.

Trotzdem war ich nie der geduldige Muttityp, die Superfürsorgliche.

Das liebe Fräulein musste manchmal bis zu zwei Stunden auf dem Spielplatz zubringen ohne im Minutentakt in Plastikdosen mit geschälten Apfelstückchen und Möhrenscheibchen fassen zu können. Wenn sie angefangen hat zu quengeln gings halt wieder nach Hause. Kinder sind doch keine Kanarienvögel die ständig was picken müssen, weil sie sonst von der Stange fallen. Wenn wir essen gegangen sind durfte sie nicht zwischen den Tischen und Stühlen rumspringen und musste wie alle anderen auch am Tisch sitzen ohne gleich ein Paket Fingermalfarben auspacken zu können.

Mein Erziehungsmotto war (und ist) Du kannst erst dann Entscheidungen treffen, wenn du auch die Konsequenzen tragen kannst. (z.B. solange du dir nicht alleine die Haare waschen kannst, machst du dir beim essen einen Zopf!)

So war ich drauf.

Ich hab also mein eigenes Kind, inzwischen erwachsen, und andere interessieren mich nicht wirklich so sehr. Natürlich liebe ich meine Neffen und die Kinder meiner Freunde, habe aber nie sofort einen Milcheinschuss bekommen sobald ich ein Baby plärren höre und meine Geduld, die eh nur in homöopathischen Dosen vorhanden ist erschöpft sich recht schnell, bei Fremden noch schneller. Deswegen habe ich irgendwann den Ruf einer „Kinderhasserin“ bekommen. Sogar das liebe Fräulein behauptet das, was ich geradezu empörend finde. Ich würde es nie wagen anderen ungefragt Erziehungstips zu geben oder auf ein Fehlverhalten ihres Sprösslings aufmerksam zu machen. Sowas finde ich total daneben – wenn es mich nicht direkt betrifft.

Das liebe Fräulein hatte früher immer mal Besuch von kleinen Freundinnen und eine war dabei die keinen Pups machen konnte ohne das ein Erwachsener dabei stehen musste um zu applaudieren und , natürlich positiv, zu kommentieren. Ich konnte keine Seite in meinem Buch lesen ohne das sie angeeiert kam um mir irgend was zu zeigen. Als sie sich dann mit dem Schullesebuch neben mich gesetzt hat um mir vorzulesen weil sie das so gerne macht, habe ich Angeboten ihre Mutter anzurufen damit sie abgeholt werden kann. Und ratet mal wer total fies war. Ich nämlich.

Wenn ich an einem Samstag Abend Freunde besuche, dann um ein Bier zu trinken und ein Schwätzchen zu halten. Deswegen ist die Frage „Ab wann sind denn die Kinder im Bett“ standart. Natürlich kommt es hin und weider vor, dass ich hier noch eine Geschichte vorlese, da noch mal rein gucke um gute Nacht zu sagen und dort mir ein gemaltes Bild anschaue. Aber was ich mir auf keinen Fall antue ist bis 10 Uhr mit einem Vorschüler am Tisch zu sitzen, der kein Gespräch zulässt, das von Ninjas und Legos abweicht. Oder das ich die hälfte der Zeit alleine am Tisch sitze, weil die Mutti im Minutentakt nochmal was zu trinken oder kleine Snacks ins Wohnzimmer bringen muss weil die Brut nicht den Film auf Pause stellen möchte.

Wie gesagt, das soll jeder machen wie er meint. Aber ich muss das nicht aushalten.

Ich habe das liebe Fräulein nach bestem Wissen und Gewissen erzogen. Das war nicht einfach. Man muss Diskussionen und Tränen aushalten. Man muss Tobsuchtsanfälle ignorieren.

Ich hab mal das Internet abgestellt während sie gerade GNTM geguckt hat. Glaubt ihr das ist einfach? Und wie oft ist jemand zu uns gekommen und meinte man hört uns bis auf die Straße.

Es war nicht leicht mit anzusehen wie sie beim Betten machen von ihrem Hochbett gefallen ist. Es war nicht leicht zu sehen wie sie sich beim Apfel in Schnitzen schneiden fast die Finger mit abgeschnitten hätte. Es war nicht leicht zu sehen wie sie mit einer schlechten Note nach Hause gekommen ist und merken musste, dass sie nicht alles toll kann, auch wenn man sich Mühe gibt.

Aber ich habe es geschafft, obwohl ich eigentlich alleine damit war.

Und wenn ich sie mir jetzt so angucke, wie sie mit allem so klar kommt, wie sie ihr Ding durchzieht ohne alle mit rein zu ziehen, dann bin ich mächtig stolz.

Ich habe es geschafft, warum soll ich mich dann mit fremden Kindern abplagen?

Deswegen treffe ich mich auch nicht mit Männern die Kinder unter 14 haben.

Nicht, weil ich Kinder hasse.

Sie interessieren mich halt einfach nur nicht. Irgendwann werde ich mal Oma, dann ändert sich das auch wieder.

Aber ich glaube nicht, dass mein liebes Fräulein eine von den Muttis wird die auf jedem Kneipentisch die Windeln wechseln, weil sie einfach davon ausgehen, dass es für jeden Menschen das tollste ist einem Baby beim wickeln in die Windel zu gucken. Sie wird sich bestimmt auch nicht angekautes Essen in die Hand spucken lassen um es selbst dann runter zu schlucken. Sie wird ihr Kind bestimmt nicht mit drei Jahren noch mit Schnuller rumlaufen lassen.

Und wenn ich dann mit meinem Enkelkind spazieren gehe und einen von euch treffe, dann können wir uns vielleicht sogar ein paar Minuten unterhalten, ohne das der Knirps an meiner Hand alle paar Sekunden dazwischen kreischt.

Das wird gut.

PS: Ein paar Eltern, deren Kinder hier am Platz weniger erwünscht sind, meinten mal „Aber das sind die, die später mal deine Rente bezahlen.“

Und ich bin davon überzeugt, dass gerade die Kinder, von diesen Eltern, unter Garantie von niemandem die Rente bezahlen. Ich gehe sogar davon aus, dass die Kinder vor ihrem 30. Lebensjahr noch nicht mal für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen können. Und wenn sie dann nach dem 6. abgebrochenem Studium für DHL Pakete ausfahren, dann verdienen sie so wenig, dass ihr Anteil an der Rente nicht wirklich hoch ist. ;o)

PPS: Die Kinder vom Titelbild sind übrigens die einzigen die Regelmäßig Prügel von mir bezogen haben. Besonders die auf der rechten Seite. Meine beiden kleinen Schwestern (die schon lange viel größer sind als ich)

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