Man trifft sich …immer 2x…aber echt.

Letztens standen wir in der Küche der Ökoase und hielten ein Schwätzchen und es ging darum, dass man heute am hellichten Tag irgendwo einbrechen könnte und keiner sagt was, alle denken nur es würde einen ja nichts angehen, man will kein Stress und kein Ärger.

Ich sagte, dass ich immer etwas sagen würde und mich deswegen sogar schon wirklich in Gefahr gebracht hätte.

Dazu erzählte ich folgende Geschichte.

Das liebe Fräulein und ich wohnten irgendwann, das ist jetzt über 10 Jahre her, in der August-Bebel-Straße in einem Mittelhaus.

Pubertierende Kleingriminelle zündeten regelmäßig die Mülltonnen an und jedesmal stand der Qualm bei uns in der Bude.

Irgendwann, mitten in der Nacht, wurde ich von Stimmen geweckt, spähte aus dem Fenster und hab da zwei Kerle an den Mülltonnen, die versuchten irgendwas anzuzünden, gesehen.

Ich also gleich auf 180, den nächst besten Stock genommen, in die Schuhe gesprungen und den alten Hund, der damals noch agil und wehrhaft war, angeleint. Mit geblähten Nüstern und gesträubten Haaren stampfte ich zu den Mülltonnen um die Burschen so anzuschreien, dass ihnen ihr Herz in die Hose fällt.

Abgesehen davon, dass es gerade meine Hello Kitty Phase war und ich dementsprechende Nachtwäsche trug, war der Draufhaustock ein Swingstick. So ein rotes Sportgerät womit man Übungen mit macht. Damit das Teil auch ordentlich schwingt sind unten und oben dicke Gummiknubbel dran. Während ich also bedrohlich mit dem Swingstick rumfuchtel fängt der an zu schwingen, dass ich ihn kaum noch halten kann. Der liebe Hund findet den hin und her schwingenden Gummiknubbel auch interessanter als die Kehlen der fiesen Pyromanen und verbeißt sich glatt darin und zottelt ihn hin und her, woraufhin er noch unkontrollierter anfängt zu schwingen und mir den zweiten Kummiknubbel voll vor die Stirn klatscht. Ich, vollkommen benommen, lande irgendwie auf dem Boden, zerre an dem Stab rum und weiß nicht wie mir geschieht, bis die beiden Gangster wenigstens soweit aufhören konnten sich schlapp zu lachen um mir aufzuhelfen.

Unser bärtiger Koch meinte dann lachend „So was ähnliches hab ich auch mal erlebt, ich stand mit einem Kumpel auf einem Hof, wir hatten auf eine Freundin gewartet und wollten uns gerade eine Kippe anzünden, da kam so eine verrückte Alte mit Hund und so einem komischen Stab und hat uns voll angepöpelt.“

Plötzlich wurden wir beide ganz still und Stefan fixierte mich mit schmalen Augen. Mir dämmerte auch, dass so etwas selbst in Halle ja nicht so oft vorkommt. Sollte er einer der Gangster gewesen sein? War ich die verrückte Alte? An jede Einzelheit konnte er sich nicht mehr erinnern, da er damals sehr jung und unnüchtern war.

Also rief er schnell mal seine Freundin an, auf die er damals mit einem Kumpel gewartet hatte und die zu dem Zeitpunkt auch nur eine Freundin war. Er wollte sich nach der genauen Adresse erkundigen. Und es war die August Bebel Straße. Sogar die Nummer 36.

Und wir haben und den ganzen Tag nicht mehr eingekriegt. Wie lange wir uns schon kennen und sogar schon im Schlafanzug.

Und sie wollten wirklich, ganz wirklich sich nur eine Zigarette (oder ähnliches) anzünden und auf keinen Fall die Mülltonnen.

Aber wenn sie es vorgehabt hätten, hätte ich sie aufgehalten. Egal wie. Aber sie haben ja nochmal Glück gehabt. Denn, man trifft sich immer zwei mal im Leben.

3 Gedanken zu “Man trifft sich …immer 2x…aber echt.

  1. Das die Leute immer sagen müssen: “Keiner sagt was!”
    Die einzige Frage, die zählt, ist: „Was würde ich machen?“
    Ich las mal eine Statistik zu der Frage: „Denken Sie, dass Sie ein verlorenes Portemonnaie mit Geld wieder bekämen?“ und „Würden Sie ein gefundenes Portemonnaie mit Geld wieder zurückgeben?“.
    70% sagten, sie bekämen es nicht zurück und 70% sagten, sie würden es zurück geben.
    Ich bin ein „Portemonnaie-viel-Verlierer“. Es hat mich auf unglaublich vielen Wegen immer wieder gefunden. Einmal war das Geld weg, aber alle Karten etc. noch da. Bin ich ein Glückspilz? Nee, die Menschen sind nur viel zuverlässiger und hilfsbereiter als man ihnen unterstellt 😉.

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