In einem Land vor unserer Zeit … also vor 40 Jahren … saß die kleine Tanja für ihr Leben gerne bei Geburtstagen am Erwachsenentisch. Mucksmäuschenstill. Da spätestens nach dem Abendbrot, immer einer anfing mit Witze erzählen. Nach ein paar Bieren und Stamperln wurden die Witze immer unverständlicher für mich, aber trotzdem interessant, da immer lauter gelacht wurde. Das ging immer so lange bis jemand rief „Ach du meine Güte, da sitzt ja noch s´Tanja (ich komme aus Hessen)! Ich glaubs ja nicht, sofort ins Bett!“
Und ich lag dann immer lange wach, lauschte dem brüllenden Gelächter und stellte mir vor wenn ich mal so viele Witze erzählen könnte, dann könnte ich aufbleiben bis Mitternacht. Warum sollte mich denn dann einer ins Bett schicken?
Und ich wünschte mir ein Witzebuch. Das bekam ich auch in der ersten Klasse, vorher machte es keinen Sinn, weil ich noch nicht lesen konnte. Mein erstes Witzebuch hieß „Da lachen selbst die Elefanten.“ und das Martyrium das meine Eltern und alle Erwachsenen meiner Familie damit durchmachten, begriff ich erst ein knappes viertel Jahrhundert später, als mein liebes Fräulein „Die besten Schülerwitze.“ zu ihrem 7. Geburtstag bekam.
Ich erinnere mich wie ich stockend jeden Witz ablaß um dann erwartungsvoll in die Runde zu blicken um meine Lachsalven einzufordern. Die kamen natürlich jedesmal. Aber im nachhinein doch sehr gezwungen. Nur meine kleine Schwester Nicol´, zwar erst 3 Jahre, lachte jedesmal wirklich echt und volle Bude von ganzem Herzen. Jetzt denk ich gerade „Oh die hat doch noch nix gerafft, die hat sich nur gefreut, dass ich ihr vorgelesen habe und weil ich mich gefreut habe wenn sie lacht.“ Da kriege ich ja gleich ein Pfützchen in die Augen. Ich kann mich an keinen von diesen Witzen erinnern. Was ziemlich bedauerlich ist, denn als mich viele Jahre später das liebe Fräulein fragte ob ich ihr ein paar Witze erzählen könnte, da viel mir kein einziger Jugendfreier Witz ein.
Der erste Witz an den ich mich erinnern kann, war von einer Schallplatte von Fips Asmusen, die wir heimlich bei einer Freundin gehört haben. Das war unser Lieblingswitz in der 3. Klasse und wir haben ihn uns ständig gegenseitig erzählt.
„Eine Frau hat zwei Hunde, den einen nennt sie Pimmel und den anderen Hose. Sie geht in den Park und lässt sie ohne Leine laufen. Pimmel kriecht in einen Kaninchenbau und Hose klettert auf einen Baum. Da kommt die Polizei und sagt sie dürfe die Hunde nicht ohne Leine rumlaufen lassen und sie soll sie gefälligst sofort zurück rufen. Also schreit die Frau Hose runter, Pimmel raus!“
Der Tag war erst ein guter Tag, wenn mindestens einem von uns die Schulmilch aus der Nase geschossen ist. Aber hier ist dann auch klar warum wir die Platte nur heimlich gehört haben.
Meine Schwester kam dann später in die Witze Phase, ihr Lieblingswitz ging „Ein Bauer hat eine Kuh und als er sie wieder mal melken will dreht sie sich um und sagt „seit Jahren packst du mich an den Busen, wann knutscht du mich endlich?“ Ich glaube sie hat damals den Zusammenhang von Busen und küssen noch gar nicht wirklich begriffen, denn manchmal hat sie vergessen zu erzählen, dass die Kuh gemolken wurde bevor sie den Bauern einen Kuss abverlangte. Die ersten 10 mal habe ich auch noch gelacht, dann gings mir auf den Schweller und ich konnte die Erwachsenen nicht verstehen, dass sie über so einen lahmen Witz immer wieder so laut lachen konnten.
Aber keiner hat jeh so laut gelacht wie ich über den Schildkrötenwitz vom lieben Fräulein. Ich werde ihn hier nicht erzählen. Erst mal ist er viel zu lang und zum zweiten – er ist nicht witzig! Aber selbst beim 100. mal stand ich offiziell kurz vorm einnässen. Und wo traditionel in der 3. Klasse die Witze unter die Gürtellinie gingen, habe ich auch gelacht, wenn auch nicht direkt über den Witz, sondern einfach über die Situation.
Irgendwann erzählt man solche Witze nicht mehr der Mutti, aber ich hatte ja Neffen mit Witzebüchern. Und über den Hai der beim Anblick eines Surfers denkt man habe ihm Essen auf einem Brettchen angerichtet oder die beiden die durch die Wüste gehen und einer will dann auch mal in der Mitte laufen, habe ich – wies der Tante Pflicht ist – laut und herzlich gelacht. Auch wenn die Pointe noch nicht mal mehr in Spuren vorhanden war. Weil der kleinste meiner Neffen gar nicht wusste was ein Surfer ist, er den Witz aber bei seinem großen Bruder gehört hat und auch Lacher wollte erzählte er ihn einmal so
„Da war ähm schon mal ein ähm Hai der ist so durchs ähm Meer geschwommt und da war ein ähhhh Surfer und der Hai hat ähm sich ähm so gedacht hm lecker ein ähm Nutellabrot.“ und auch da drüber habe ich gelacht und alle haben gelacht … wie die verrückten.
Wie sich das gehört.
Da müssen Eltern durch. Das ist nicht einfach. Das steht in keinem Ratgeber, das vor der Pubertät die Kinderwitze kommen.
Wie ich aber jetzt da drauf komme?
Ich war heute auf Arbeit und ein Kollege stand mit geröteten Augen und erschöpften, leeren Blick vor mir. Seine Tochter hat zum Ende der ersten Klasse eine Aufführung gehabt, wo Witze als Sketche aufgeführt wurden.
Als ich mich nach seinem Befinden erkundigte, weil ich etwas besorgt war, schaute er mich zitternd an und schluchzte „Was sitzt im Baum und weint? …. Eine Heule! Und was sitzt im Baum und winkt? … Ein Huhu!!!“
Wir haben ihn dann weg gebracht und kalte Tücher auf die Ohren gelegt.
Aber er schafft das. Wie alle vor ihm auch.
…aber nur, wenn er von Fritzchen-witzchen das nächste Jahr verschont bleibt, der Arme…
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Ne, da muss er dann auch durch. Und “ klein Erna“ kommt auch noch
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Echt, Klein-Erna??? Ich hab da wohl sehr resolut nach Fritz schluss gemacht… No more, bei todesstrafe 🥊
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