Hundeverziehung …

Ich bin keine Erzieherin. Ich bin selber viel zu undizipliniert, faul und impulsiv. Das liebe Fräulein ist trotzdem ein wunderbarer Mensch geworden. Obwohl es eine Zeit gab wo das vermutlich keiner erwartet hatte, ich am allerwenigsten. Das liegt vermutlich an den Genen und weil ich, mal ein gutes Vorbild – mal ein schlechtes Beispiel, mir wenig von anderen habe reinreden lassen und meistens nach meinem Bauch gegangen bin.

Aber, ich bin keine Erzieherin, nicht mal eine Schlechte. Ich habe keinen Gefallen an Konsequenz und Machtspielchen.

Und ich habe zwei Hunde – was in so einem Fall irgendwie ungünstig ist.

Der alte Hund war ja immer recht ausgeglichen – es sei denn läufige Damen waren in der Nähe – dann ist auch er schon mal ausgebüchst. Aber da er von klein auf nur auf mich geprägt war, konnte ich ihn ohne weiteres ohne Leine laufen lassen, da er Panik bekam sobald er mich nicht mehr gesehen hat. Ich hatte damals echt Probleme ihn Stubenrein zu bekommen, weil ich ihn nicht mit der Nase in sein eigenes Pipi drücken wollte. Das soll man auf keinen Fall machen. Letztendlich hat es dann der Vater vom lieben Fräulein gemacht, der kurz zu Besuch war und ihn dabei erwischt hat wie er im Flur ein Pfützchen machte. Noch bevor ich eingreifen konnte hatte er den Hund am Nacken gepackt und das kleine Fellgesicht auf den nassen Boden gepresst. Das liebe Fräulein und ich sind in Tränen ausgebrochen und haben den Hundequäler angeschrien. Allerdings war es tatsächlich das letzte mal, dass der Hund in ein Haus gepinkelt hat.

Bei meiner kleinen Spanierin war das alles ein bißchen komplizierter. Sie hatte keinen schönen Start ins Leben und ist dann auch noch eine Weile ganz alleine über die Felder gestreunt, bis sie dann irgendwann von Silke und Dirk eingefangen wurde.

Dann gab es aber in der Finca Menschen, die zwar nicht mehr Ahnung als ich, aber dafür ein fast schon ungesundes Selbstbewusstsein hatten, was Hundeerziehung angeht. Ihre Hunde hatten sie zwar auch nur mit Rumschreien und Beschimpfungen so halbwechs im Griff, hatten aber immer gute Ratschläge parat. Und da ich am Anfang mit Fibie gar nichts zu tun haben wollte, ist sie quasi von allen erzogen und verzogen worden.

Nun sind beide Hunde so wie sie sind. Manchmal eine Katastrophe. Und ich fahre jetzt mit ihnen auf einen Bauernhof wo ich mit ihnen leben will.

Seit ich das weiß, habe ich angefangen mit ihnen zu „trainieren“. Also mit dem alten Hund nicht mehr. Aber mit Fibie. Sie läuft neben mir her wenn ich Rad fahre und kommt inzwischen wenn ich nach ihr rufe, selbst wenn sie auf dem Feld rumspringt. Also meistens. Nicht immer. Deswegen wird Fibie nie ohne Leine im Wald oder im Feld rumlaufen. Nur mit Schleppleine. Natürlich wäre es entspannter ohne Leine, natürlich wäre es besser wenn ich dies und das gemacht hätte. Aber das habe ich nun mal nicht.

Wenn man einen Hund hat und auf diversen Hundewiesen unterwegs ist, trifft man immer mal Menschen die sehr viel von Hunden verstehen. Sehr viel öfter trifft man aber Menschen, die denken sie haben Ahnung, weil sie selber schon mal einen Hund gehabt haben, oder zumindest schon mal eine Beziehung mit einem Hundebesitzer hatten. Dann wurde noch ein Buch gelesen und ein paar Youtube Videos geguckt und schon kann man jeden ungefragt zutexten.

Mir war immer bewusst, dass meine Hunde, vor allem die Kleine, nicht so gehorcht, wie Hunde gehorchen sollten, deswegen habe ich mich immer ziemlich schnell einschüchtern lassen, habe mir brav jeden Stuss angehört, habe zugelassen, dass irgendwelche Idioten den alten Hund mit einer Blumenspritze ins Gesicht spritzen, habe mich maßregeln lassen und gleich vor Ort Dinge umgesetzt, auf die ich gar keine Lust gehabt habe. Ich bin dann immer super nervös geworden und die Hunde … richtig … haben so richtig am Rad gedreht. Ich bin dann laut geworden und gerade Fibie ist dann auf diesem Ohr absolut taub. Hört sie nur das kleinste bißchen Aggression in der Stimme kommt sie noch nicht mal wenn ich ein halbes Schwein in der Tasche habe.

So ist das. Punkt.

Dann kommen die Arschgeigen mit „Wenn man nicht konsequent sein kann, dann darf man sich eben keinen Hund anschaffen.“ und ich habe mich dann immer versucht zu rechtfertigen. Ich habe mir nie einen Hund angeschafft, den Letzten wollte ich noch nicht mal. Die Hunde haben sich mich angeschafft. Zu beiden bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind.

Und das streunen von Fibie habe ich ja dann auch in den Griff bekommen. Alles gut.

Aber ich durfte auch schon miterleben, dass auf der Hundewiese ein richtiger Hundetrainer war, der richtig Geld mit seinem Job verdient und der hatte damals kein Wort über den alten Hund verloren. Unsere Hunde haben gespielt. Aber eine der typischen Arschgeigen, die eigentlich mir in den Ohren lag, dass der Hund nicht richtig gehorchen würde, hatte am Hundetrainerhund auch was aususetzen. Der dürfte gar kein richtiger Hund sein. Der würde übertrieben gedrillt werden. Und solche Hunde sind ja bekannterweiße die ersten die dann irgendwann durchdrehen und alle um sich rum totbeißen.

Jajaja.

Vor ein paar Tagen, als Fibie so entspannt übers Feld gerannt ist, die Schleppleine hinter sich her zog, kam uns eine altbekannte Arschgeige entgegen, mit seinem kleinen Hund an der Laufleine. Ich rief Fibie ran, sie kam Schwanzwedelnd, ich freute mich unbändig, knuddelte sie und gab ihr ein Leckerchen. Und er meinte „Na das muss aber auch ohne Leckerchen gehen.“

Ich wollte irgend was cooles, schlagfertiges sagen. Irgendwas damit man meine Seriösität und Souveränität sogleich erkennt. Mich für mein Trainigsprogramm rechtfertigen und es erklären.

Wurde auch gleich ein bißchen rot und fing an zu stottern.

Dann bekam ich mal wieder eine Gassirunden Erleuchtung und sagte nur „Was hier muss, dass entscheide ich und nun fatz ab und quatsch mich nicht voll.“

Nicht ganz so seriös, ich habe aber auch nicht mit Dreck geworfen und habe ihn nicht Arschgeige genannt.

Und nun habe ich folgende Strategien entwickelt.

Hunde auf dem Sofa:

Auf fremde Sofas dürfen sie natürlich nicht, das ist ganz klar. Da gab es bisher auch wenig auszustehen. Aber, die Hunde werden auf meinem Sofa bleiben. Weil ich sie da haben möchte. Ich liebe es auf dem Sofa zu sitzen und an beiden Seiten einen Hund liegen zu haben. Natürlich nerven die Hundehaare. Aber das nehm ich in Kauf. Wems nicht passt, der sollte sich einen Klappstuhl mitbringen wenn er mich besucht.

Hunde betteln am Tisch:

Eigentlich bettelt Fibie gar nicht. Sie fordert es lautstark ein und wenn sie nichts bekommt, dann springt sie auf einen Schoß, damit sie einen bessern Überblick über den Tisch hat und nimmt sich dann was sie braucht. Wer das versucht zu verhindern, der wird von ihr geboxt. Das ist immer die Herausforderung. Wenn Fibie auf den Hinterbeinen rumhopst und dabei mit den Vorderbeinen um sich schlägt und dabei empört guckt, sieht sie aus wie ein aufgebrachtes Känguru und die meisten Menschen können sich vor Lachen gar nicht mehr wehren. Der alte Hund spielt inzwischen die Demezkarte aus und kommt damit auch immer durch. Deswegen werden die Hunde bei den Mahlzeiten in mein Zimmer gesperrt. Aus! Ende!

Hunde streunen rum und jagen Katzen:

Beide werden lange Leinen tragen wenn sie mit mir Draußen unterwegs sind und ansonsten, wenn mich das zu sehr stresst, drinnen auf mich warten müssen.

Tatata … fertig.

Ja ich weiß, hätte ich dies und hätte ich das. Hätte, hätte, Fahrradkette… Hab ich aber nicht.

Ich bin aber auch nicht bereit meine Unzulänglichkeiten und fehlende Disziplin mit jedem auszudiskutieren. Wenn enge Freunde, die beide Hunde und mich wirklich kennen, mal was sagen, einen Tipp geben, dann mag das alles noch gut sein. Wenn Ute mit ihrem alten Mops kommt, dann rastet Fibie kurz aus vor lauter Freude und nach 10 Minuten liegt sie dan wieder da und alles ist wieder ruhig und entspannt.

Und im Großen und Ganzen … sind beide meine Familie … und es ist mir klar, dass es die meisten Männer nicht so toll finden wenn ein Hund im Bett liegt und wenn es nur ganz klein am Fußende ist. Kann sich jemand vorstellen, dass ich diesen Gedanken auch schon mal gehabt habe? Fibie liegt trotzdem da. Weil ICH nicht Bereit bin sie da weg zu schicken. Und ich mache viel Tamtam um die Hunde weil ich das so möchte.

Aber ich möchte mir einfach kein Gelaber mehr anhören was wäre wenn und wenn ich hätte. Und ich möchte, dass meine Entscheidung akzeptiert wird.

Seit ich diese Einstellung mit mir rumtrage und ich dadurch auch wieder etwas Selbstbewusstsein entwickeln konnte, habe ich den Eindruck, dass alles viel entspannter läuft.

Ich habe solches übergriffiges Verhalten schlichtweg verboten.

„Du hast schon beim letzen mal gesagt das Fibie zu fett ist. Ich habs absichtlich ignoriert. Das einzige was passiert wenn du es mir immer wieder sagst, ist das du mir auf den Schweller gehst. Fibie bleibt so lange fett, solange der alte Hund lebt, weil ich sie nicht getrennt füttere. Und nein ich will jetzt auch nicht wissen wie ich sie dazu bringen kann getrennt zu essen. Sag jetzt eifach nichts mehr. … Dein vierjähriges Kind trägt noch Windeln. Hast du da nicht eigene Probleme um die du dich kümmern solltest? Schnauze!“

So und nicht anders wird’s jetzt gemacht. Die Hunde und ich sind sowas wie die heilige Dreifaltigkeit. Das ist ein Fakt und keine Diskussionsgrundlage.

2 Gedanken zu “Hundeverziehung …

  1. So und nur so macht man seinen Frieden mit sich und der Welt. Ich handhabe es nicht anders und es ist gut so… Bleib dir treu, dann passt das Leben schon für dich… 🙂

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