Es kam also, kurz bevor ich aufgeben wollte, ein Anruf.
Und ich erkannte den Anrufer wieder. Ganz am Anfang, als ich mein erstes Inserat aufgegeben hatte, wurde ich nämlich schon mal von diesem Herren kontaktiert.
Es ging um die Mittarbeit auf einem Gestüt.
Eine alte Dame, gesundheitlich sehr angeschlagen, brauch jemand der ihr zur Hand geht, weil sie es alleine nicht mehr schafft.
Beim letzten mal hatte ich abgelehnt, weil mir das alles zu Etepetete geklungen hat. Und ich konnte mir die Hunde und mich nicht auf einem Gestüt, mit Reetdach und weißen Butzenscheiben vorstellen. Und ich dachte, dass jemand mit Doktortitel und Pferdezucht einfach seine Mitarbeiter als Menschen zweiter Klasse betrachten muss. Mägde und Laufburschen.
Deswegen habe ich eine Mail mit ein paar Angaben und Forderungen zusammen geschrieben und dort hin geschickt. Ich habe Katrin vorher drüber schaun lassen, weil ich auch nicht wollte, dass es zu frech klingt. Aber ich bin schon sehr konkret in meinen Ansagen geworden. Weil sowas wie im Fichtelgebirge will ich nicht mehr haben. Nie wieder.
Danach habe ich mit der Besitzerin telefoniert. Inzwischen schon öfter und immer recht lange.
Zu keiner Zeit hatte ich ein Bauchgrummeln. Es scheint einfach eine alte Dame zu sein, die mit ihrem alten Mitarbeiter versucht alles am Laufen zu halten und einfach am Ende ihrer Kräfte ist. Dennoch scheint sie ziemlich schnell zu merken, wenn man sie verkaspert und rumpfuscht. Da sie aber recht alt und krank ist, wird es aber immer mal versucht.
Ich habe ihr dann auch erklärt, warum ich das mache was ich mache und, dass freundlich und nett bin, mich aber auf keinen Fall von morgens bis Abends rumscheuchen lasse.
Nun gut. Plan stand jetzt – am Donnerstag nehme ich mir erneut einen Mietwagen, diesmal einen Größeren. Dann packe ich da mein ganzes Geraffel rein und fahre dort hin.
Wenn es doof ist, fahre ich gleich weiter nach Leipzig.
Wenn es so ist wie ich denke, dann packe ich meine Sachen aus, bringe den Wagen nach Göttingen, lass mich dort abholen und bleibe dann auf dem Gestütt.
Dann kann mir das liebe Fräulein, wenn es mich mit ihrem feinen Herren zum Geburtstag besucht, mein Rad mitbringen und dann … könnte es vielleicht mal langweilig werden. So ein bißchen.
Aber vorläufig bleibt es spannend.