Vier Wände aus Stahlbeton

Alles Gute im neuen Jahr. Ich habe jetzt richtiges Internet. Den folgenden Text hatte ich eine Woche nach meinem Einzug geschrieben. Ich hatte keine würdige Möglichkeit irgendwie ins Internet zu kommen und somit kommt alles etwas verzögert, dafür aber ab sofort wieder regelmäßig. Juhu.

Hier wohne ich nun. Und diesmal wohne ich tatsächlich so, wie man sich wohnen gemeinhin vorstellt.

20191128_130752Der Umzug war recht übersichtlich. Trotzdem haben wunderbare Menschen ihre Freizeit dafür geopfert. Moni und Wolfgang haben mich und die Hunde am letzten Donnerstag im November nach Leipzig gefahren und haben viel Kruschelkram ins Auto gepackt.

Die großen, schweren Sachen haben meine liebsten Nachbarn Geli und Steffen angekarrt und dann sind auch noch mein BF Micha mit dem lieben Fräulein und ihrer besseren Hälfte angekommen und haben mitgeholfen.

Nochmal 1000 Dank an Alle.

Dann lag ich Abends also plötzlich in vier Wänden aus Stahlbeton. Die Hunde die eh ausgemachte Stubenhocker sind, konnten ihr Glück nicht fassen. Mir ist bewusst geworden, dass es die erste richtige Wohnung seit 23 Jahren ist, in die ich ohne das liebe Fräulein eingezogen bin. Diesen Umstand werde ich aber erst richtig genießen können, wenn ich einen Kühlschrank habe und im Eisfach Eis habe das noch da sein wird wenn ich von Arbeit komme.

Das debile Grinsen im Gesicht, wenn ich auf meinem Klo sitze habe ich selbst nach Tagen noch.

20191129_134535Die Nächte sind ruhiger, die Hunde schlafen nicht mehr an meine Seite geklebt, sondern liegen irgendwo am Fußende. Als wenn sie mich die ganze Zeit vorher hätten beschützen müssen.

Es ist also gerade ziemlich cool. Und die ersten Bemerkungen kommen. „Na, hier wirst du bestimmt nicht mehr so schnell weg ziehen.“ „Siehste, ein warmer Arsch ist doch was Schönes.“ „Wenn du dich erstmal daran gewöhnt hast wirst du nicht mehr zurück wollen.“

Aber so sehr wie ich diesen Luxus auf fast 30m² jetzt genieße, gibt es doch Dinge, die ich irgendwann wieder haben möchte und dafür auch irgendwann gerne auch wieder auf ein Klo verzichten werde.

Das erste war mir garnicht bewusst. In einer Wohnung ist man von den Elementen abgeschnitten. Kein Regenprasseln, kein sanftes schaukeln bei Wind, kein Rütteln bei Sturm. Wenn ich, vor einer Weile, im Schlafanzug über den Schuttplatz gehuscht bin um mal aufs Klo zu gehen oder schnell Holz zu holen, dann wusste ich was draußen los war, wie der Tag wird und was ich anziehen sollte. Ich war mittendrin statt nur dabei. Das ist hier nicht möglich oder nötig und ich weiß, dass ich es vermissen werde und auch nicht natürlich finde. Allein deswegen kann das hier nicht das Ende sein.

Die Wohnung liegt im Erdgeschoss, am inneren Seitenteil eines U-Förmigen Hauses. Jeder kann also jedem in die Wohnung gucken und deswegen haben alle bei Dämmerung die Rollos unten und kein Lichtstrahl dringt auf den Hof. Wenn man also raus guckt ist es dunkel wie im Bärenarsch. Keine Sterne keine Dämmerung … Nichts.

Das zweite ist die Wasserverschwendung. Man drückt zweimal die Spülung und hat meine Tagesration an Bauwagenwasser in den Abfluss geschickt. Hier mal schnell eine Tasse abgespült, x mal am Tag die Hände waschen, auf warmes Wasser warten … das erlaubt man sich nicht so leichtherzig wenn man vorher das Wasser in Kanistern ranschleppen muss. Und mit meinem Abwasser habe ich meine Blumen und mein Gemüse gegossen, die auf Erde gewachsen sind die teilweise mit meinem Klo gedüngt worden sind. Alles war ein Kreislauf und jetzt alles nur eine Linie … die im übrigen nach unten zweigt.

Das dritte ist der Ofen. Nicht nur zum heizen. Hier ein Einkaufszettelchen, da eine leere Klopapierrolle, da ein Wattepad oder Papiertaschentuch, Schnippselpapier oder einen Brief von der GEZ, Klappe auf, Zeug rein, Klappe zu, fertig. Nun habe ich eine Tüte für Altpapier. Das ist jetzt nichts was „nervt“ aber es ist halt was, was ich vorher besser fande.

Es fühlt sich alles so ein bißchen an wie letztens beim Augenoptiker, wo ich meine Lesebrille verpasst bekam. Man guckt so normal durch die Gegend und denkt „Es geht ja noch irgendwie“ und dann bekommt man ein Brille aufgesetzt, guckt richtig durch und muss sie dann noch mal absetzten, weil man den Unterschied gar nicht richtig fassen kann. Blöder Vergleich vielleicht. Aber das erste was mir eingefallen ist. Nach drei Jahren streunen plötzlich wieder „ordentlich leben“, die Brille noch mal kurz abnehmen, hilft zu begreifen wie abgefahren das alles ist.

Deswegen habe ich beim spazierengehen ganz spontan ein Datum festgesetzt, wann ich die „Brille wieder aufziehe.“

Wenn der alte Hund bis dahin immer noch lebt, werde ich Shows besuchen und Interviews geben, wie es sich lebt mit dem ätesten Hund der Welt.

Wenn nicht, dann ist was anderes angesagt. Einmal durch Deutschland laufen und eine Runde durch jedes Bundesland (außer Bayern) drehen, da habe ich immer noch Lust drauf. Nochmal in den Süden gehen? Am Ende ich einem Aschram landen und dort bleiben. Ich habe jetzt eine Weile Zeit was fantastisches zu planen und ab dem 2.1.2020 habe ich sogar eigenes Internet. Kann also recherchieren und Kontakte knüpfen.

Aber jetzt genieße ich erstmal mein Luxusleben. Der Blog wird also weniger Aufregung beinhalten, sondern wieder mehr Rezepte, DIY und Ideen das Leben nachhaltig und kreativ zu gestalten während man in einer Wohnung lebt und normal arbeiten geht. Minimalismus wird ein großes Thema sein und die Schwierigkeit sich von Dingen zu trennen. Aufreger wird es kaum mehr geben, da mir die meisten Dinge strack am Arsch vorbei gehen und ich mich schon ziemlich lange nicht mehr wirklich aufgeregt habe. Ist mir aber auch vor kurzen erst aufgefallen. Also ich ärgere mich schon noch, aber das ist meistens verpufft ehe ich den Computer hochgefahren habe und dann ist es die Zeit nicht Wert es aufzuschreiben. Aber ein bis zwei Themen habe ich da schon noch, aber erst nächstes Jahr, weil jetzt ist bald Weihnachten und ich esse lieber Lebkuchen.

Es wird also langsam … ruhiger. Nicht langweilig, sondern einfach nur ruhiger.

Merkwürdig aber ganz ok.

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