Erntedankfest in MoYos Garten
(10 Minuten auf den Bildschirm gucken) Ich habe noch nie so lange gebraucht um einen Anfang zu finden.(nochmal 10 Minuten klotzen)
MoYos Garten … macht so keinen Sinn mehr. Selbst wenn der freundliche Freund – nennen wir ihn ruhig Christian – und ich, uns irgendwann so auf die Ketten gehen, dass wir es nicht mehr miteinander aushalten … vermutlich ist das durch Deutschland wandern gestorben und ich möchte mein Leben noch mal sortieren.
Der Inhalt von MoYos Garten wird sich ändern. Und das kam so …
Ich war gerade richtig zufrieden. Job in Aussicht, Ich schreibe richtig viel und verdiene damit Geld (Wenn ich noch im Bauwagen leben würde, könnte ich mein Leben damit bestreiten), neuer Garten in Aussicht, auf den sich selbst Christian gefreut hat. Wir schmieden zusammen Pläne. Ich telefoniere ziemlich oft mit dem lieben Fräulein, mit meinen Schwestern, mit Freunden und bin rundum zufrieden. Und dann kündigt sich mein Fräulein an. Mit Freund. Sie will nicht erst am Samstag kommen, sondern schon Freitag. Weil sie Sehnsucht nach mir hat.
Sie kommt und … zickt. Sie ist sehr gereizt. Ja, das ist ein Dauerzustand, aber diesmal war es wirklich schlimm. Am nächsten Morgen, gehen wir zu zweit spazieren. Mutter, Tochter Zeit. Überall sind Schmetterlinge, kleine Weiße und Blaue. Ich sage: „Ich glaube ich werde mich mal mit Honig einreiben, dann kommen die Schmetterlinge bestimmt zu mir.“
Das liebe Fräulein … fängt an zu kotzen … ein dicker Neongelber Strahl … wie im Comic.
Dann schreit sie „Wie ekelig, wenn du dich mit Honig einreibst. Ich stell mir das gerade vor.“ und dann kotzt sie noch mal. Ich fange an zu würgen, muss aber auch lachen. Typisch Fräulein. Ich hatte an ein paar Tupfer Honig auf die Schultern gedacht, sie stellt sich vor wie ich mit ein Glas Honig in den Schritt und unter die Achseln reibe. Aber sie kann nicht aufhören zu kotzen und muss dabei auch lachen. Hinter uns kommen Leute und wir wollen so nicht gesehen werden. Also rennen wir übers Feld. Würgend, kotzend und lachend. Kurz vor dem Ziel, als sich unsere Mägen beruhigt haben, frage ich: „Sag mal bist du Schwanger?“ und sie streitet das ab. Schiebt alles auf mich und die Idee mit dem Honig.
Später im Garten, bricht sie ein Streit vom Zaun und ich lese ihr die Leviten. Sie schreit nicht zurück, sondern heult wie ein Schlosshund. Wo gibts denn so was? Ihr Freund sitzt dabei, tätschelt ihr den Rücken und ich brülle „So kann man sich doch nicht aufführen! Es sei denn man ist Geisteskrank oder … (schluck) … schwanger!“
Beide gucken mich an und sagen. „Ja.“
Ich „Was ja?“
Fräulein „Ich bin schwanger.“
Ich „…“ heul heul heul.
Dann fällt mir ein was das bedeutet. Ich werde Oma.
…
Na da guckste.
Das Fräulein ist sogar einen Hauch älter als ich damals war. Sie kam 3 Monate nach meinem 23. Geburtstag. Und ihr Kind wird so um ihren 24. Geburtstag da sein.
Natürlich ist die Reise durch Südeuropa – Arbeiten gegen Kost und Logis, noch nicht vom Tisch. Etwas komplizierter, aber zu zweit schaffen die das. Zumal der freundliche Freund einen Tischler Gesellenbrief in der Tasche hat und handwerklich so ziemlich alles drauf hat. Und der Bauwagen steht auch wieder zum Verkauf. Nur diesmal ausgebaut. Von einem Tischler. Also nix mehr mit Europaletten. Also, wer Interesse an einem richtig, schicken Bauwagen hat… sagt Bescheid.
Zu mir.
Vor Schreck fange ich sofort an einen Schlafsack zu stricken. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Wie groß sind Babys. Das hat mich seit Jahren einen alten Arsch interessiert. Ich linse also in jeden Babywagen und denke – meine Güte sind die klein. Dann fällt mir ein wo die durch müssen und ich denke – Leck mich am Arsch, was sind das für dicke Köpfe.
Und ich muss grinsen als mir ein Oma Spruch einfällt. Beide Omas haben mir den unabhängig voneinander gedrückt. Nach einem Gläschen Kirschlikör. „Ja, ja. Rein herrlich, raus querlich.“
Und zum lieben Fräulein sage ich „Es tut noch mehr weh als Augenbrauen zupfen.“ aber dann sage ich nichts mehr. Weil ich es weiß wie es mich genervt hat. Kaum war ich schwanger hat sich jede andere Frau als meine Lehrmeisterin gesehen, nur weil sie sich selber schon eins bis vier aus der Hüfte gequetscht hat. Deswegen gebe ich meinem Fräulein den ultimativen Tipp. „Entweder du ließt alle Bücher, oder gar keins. Höre auf deinen Bauch. Du weißt am besten was du tun musst.“
Sie hatte schon beim Jugendamt angerufen und sich erkundigt, wie das mit Kindern im Bauwagen ist. Weil ihr prophezeit worden ist, dass man die Kinder weg genommen bekommt, wenn man so wohnt. Aber die Jugendamt Mitarbeiterin meinte wohl nur, man wäre nicht mehr in der DDR und sie bräuchte sich keine Sorgen machen. Trotzdem ziehen die beiden im Oktober in eine kleine Wohnung. Sie wissen, dass sie es im Bauwagen schaffen würden. Aber wem soll man was beweisen? Sie waren dann ein Jahr im Bauwagen. Haben es geliebt. Aber mit Baby wird einem der Luxus von fließend, warmen Wasser schnell bewusst. Und wenn man mit Stoffwindeln wickel möchte, ist eine Waschmaschine cool. Der Bauwagen bekommt also jetzt in Ruhe seinen Feinschliff und wird halt früher verkauft.
Ich habe lange überlegt, ob ich zurück ziehe. Ich vermisse das Regen prasseln auf dem Dach, das Schaukeln im Wind, das Türe auf und Draußen sein, Lagerfeuer und mir Rauch im Haar schlafen gehen.
Aber nein. Christian ist ein Stadtmensch. Und ich finde es inzwischen auch ziemlich schön. Für das Türe auf und Draußen sein, haben wir ja jetzt einen Garten. Wo man auch übernachten kann.
Und sobald Lenny nicht mehr mit in den Urlaub geht, werden wir wieder wandern.
Eine Woche nachdem ich erfahren habe, dass ich bald Oma werde, spielt mein Körper, der sonst ein präzises Uhrenwerk ist, verrückt. Und, ich stelle fest, dass ich Creme für die reife Haut ziemlich gut vertrage. Es war ja nun die letzte Zeit, sehr heiß. Aber letztes Wochenende – ich saß wieder an meinem Computer, im Unterhemd. Es war heiß, Schweiß läuft mir am Rücken runter und tropft sogar von meiner Nasenspitze. Da kommt Christian, mit Jacke an uns sagt „Es sind nur 19 Grad hier drinnen, können wir das Fenster wieder zu machen?“ und ich „…“ WHAT? Ich dachte es ist unerträglich heiß. Ich erinnere mich ganz trüb an etwas, gehe googeln und denke – na so was?
Und Abends liegen wir auf dem Sofa, futtern Pop Corn, trinken Bier aus der Flasche, gucken Rick and Morty und ich schau uns beide an. Ich liege da in meinen Latzhosen, er mit einem Shirt wo kleine Eulen in einem Baum sitzen. Die Hunde liegen mit auf dem Sofa.
Müsste meine Mama jetzt nicht gleich rein kommen und sagen „So, der Christian geht jetzt nach Hause. Die Tanja muss morgen wieder früh raus, weil sie einen Test schreibt.“
Ich bin doch nur ich. Immer gewesen. Unabhängig von meinen Körper. Ich mach jetzt wieder mehr Sport, weil ich darauf achten muss, dass mein Körper mit meinem Kopf mit hält. Ich gucke Fotos an wo ich ein kleines Baby im Arm halte. Da war ich so alt wie das liebe Fräulein jetzt?

Es geht immer noch nicht in meinen Kopf. Aber es ist fantastisch.
Und ich sage zum Fräulein „He, ich kann den Blog jetzt -Großmütterchens Wechseljahre – nennen. Und dabei lache ich und sie würgt wieder ein bisschen.
Ihr ward mit mir in Nordfriesland, in Spanien und habt mich durch meine Bauwagenzeit begleitet.
Ich habe alles verkauft, verschenkt und weg gegeben. Vieles habe ich doppelt und dreifach zurück bekommen. Durch Menschen, die ich getroffen habe und sogar Menschen, die ich nie selbst getroffen habe, aber wegen meinem Blog in mein Leben gestolpert sind. Ich habe die letzten Jahre, extrem in die Länge gezogen, weil ich sie so vollgestopft habe. Mit Ereignissen, Erkenntnissen und mehr oder weniger Abenteuern. Ich habe auch gelernt mich von Dingen zu trennen und von Menschen. Auch wenn sie einen lange Jahre durchs Leben begleitet haben.
Also, passt auf eure Körper auf. Nicht, dass ihr, wenn ihr mal ein Rad schlagen wollt, mit dem Stock im Arsch irgendwo hängen bleibt. Immer schön Yoga machen. Nie aus Langeweile Alkohol trinken, wenigstens unter der Woche gesund Essen, loslassen können und viel mit Hunden spazieren gehen.
Verrückte Pläne nicht bis zur Rente aufheben, weil da sind vielleicht Enkelkindder da und man hat vielleicht keine Lust mehr in einem Hippie Dorf am Atlantik, auf einer Hängematte Sex zu haben, wenn a) die Bandscheiben nicht mehr mitspielen und b) im regnerischen Deutschland die nächste Generation aufgezogen wird. Hier muss man doch aktiv mit wirken und Kekse backen und mit Bonbons und Bärchenheftpflaster in der Tasche neben der Sandkiste sitzen und so tun als würde man lecker Kuchen essen. Alles mit dem wunderbaren Gedanken im Hinterkopf – wenn sie anfangen zu nerven, bring ich sie halt wieder nach Hause.
Und – ich bin nach drei Flaschen Bier richtig angetrunken. Und habe gehört, das geht hier fast jedem so. Im Alter verträgt man weniger Alkohol. Ja, man kann auch ohne Alkohol glücklich sein. Aber will man mit Pluderhosen im Hippiedorf sitzen und Abends einen Mate Tee trinken?
Also – Trust your Journey – alles passiert was passieren soll.
Und man braucht nur ein bisschen Mut.
Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Was soll ich also hier noch schreiben? In MoYos Garten wird die Ernte eingefahren. Und die nächste Garten Saison wird anders aussehen. Es werden andere Sachen gesät, weil sonst der Boden auslaugt. Natürlich werde ich immer noch Bloggen. Weil ich so gerne schreibe. Aber vermutlich wird es jetzt mehr um meinen neuen Garten gehen, es wird mehr vegane Rezepte geben, viel zum Basteln. Um meine neue Rolle als Oma, wenn es soweit ist. Vielleicht ein paar Geschichten um unsere „WG“, denn außer Christian und den beiden Hunden wohnt hier noch Alexa, die blöde Arschgeige – Christians Zweitfrau und Robert, der bisher einmal die Woche durch gesaugt hat, nun, da wir mit hier wohnen, muss er dreimal ran. Hier prallen also zwei Welten aufeinander. Der Elektrofreak, der alles von seinem Handy aus steuern kann, der sich sofort chippen lassen würde, wenn er dafür nie wieder einen Schlüssel oder sein Portemonnaie mitnehmen müsste und – ich eben.
Vermutlich ist das viel zu langweilig für einen Blog. Aber nun – ich schreibe halt gerne. Und vielleicht interessiert es ja doch den ein oder anderen.
Mal gucken. Für mich bleibt es spannend. Ganz gewöhnlich, denke ich.
Von Den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde. – D.v. Silbendrechsler.
Ich bin ein großes Schiff, was gerade mit viel Getöse in einen Hafen fährt. Vollgepackt mit Gefühlen, die immer wieder mal Fernweh bekommen und mit Wehmut in die Vergangenheit gucken. Alle winken wie verrückt mit tränenfeuchten Taschentüchern und freuen sich trotzdem wie verrückt auf zuhause.
… und wenns mich packt dampf ich weider los. Das Meer ist älter als ich und wird auch noch nach mir da sein. keine Eile.
Also mich interessiert das sehr und ich freue mich, wenn ich weiter von dir lesen kann 🙂 und Glückwunsch! 🙂
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Das ist schön. Danke für die Blumen🥰
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…ich habe mich soooooo an dich gewöhnt!!! Also bitte weitermachen, jetzt kommt wird es doch nochmal richtig spannend.
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Danke😄
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Danke, danke.
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