Eine tragische Komödie, oder eine komische Tragödie in 2 Akten
Akt 1
Der Ausblick vor dem Einblick (Text vor ca. einem Monat verfasst)
Neue Pläne …
Das liebe Fräulein ist ja jetzt so richtig verheiratet. Sie trägt jetzt einen anderen Namen. Die Hochzeit war nicht so spektakulär. Also das liebe Fräulein ist mit ihrem feinen Herrn mit der Straßenbahn zum Standesamt gefahren, während ich zu Hause bei ihnen gewartet und gekocht habe. Dann haben sie schnell geheiratet und wo sie wieder zurück waren, war das Essen auch fertig. Es gab eine Kokos Wirsing Pfanne und dann war die Vogelhochzeit aus und alle gingen vergnügt nach Haus. Fiderallala.
Aber die Eltern vom feinen Herren haben den beiden irgendwann verkündet, dass es da noch ein kleines Häuschen gibt. Ehemals ein Erbe einer alten Tante, aber nun eine kleine Immobilie, die man dem feinen Herren zukommen lassen wollte.
Die beiden überlegten hin und her und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass es ziemlich cool ist im eigenen Haus zu wohnen, mit kleinem Hof und kleinem Vorgarten. Die Gegend ist eher ein bisschen Dorf, der Weg zum Kindergarten oder Grundschule spielend zu Fuß zu bewältigen und von Verkehr kann man nicht wirklich sprechen.
Dann haben die beiden noch etwas mehr hin und her überlegt und haben mir verkündet, dass sie es einfach besser und schöner finden würden, wenn ich mitkomme. Mein Fräulein hätte mich gerne bei sich in der Nähe und ihr Mann würde das auch voll toll finden. Einfach weil wir drei uns schon immer sehr gut verstanden haben und ziemlich viel Spaß zusammen hatten. Schon zu Bauwagenzeiten waren wir ein kleines Team.
Ich hab mich erst mal nicht so wohl dabei gefühlt. Das liebe Fräulein und ich, zusammen unter einem Dach. Zwei Bienenköniginnen in einem Stock. Das könnte laut werden. Ich hab es schon vor meinem geistigen Auge gesehen, ich schütte mir gerade eine Packung Pommes aufs Blech, freue mich auf einen schönen Abend mit einer Tarantino DVD, der damit endet, dass ich meine Pommes mit den beiden teilen muss und wir einen deutschen Film mit lehrreichem Hintergrund gucken. Und wenn ich mein zweites Bier aufmache guckt mich das Fräulein mit ihren Nasenlöchern an und fragt „Willst du dir wirklich noch eins aufmachen?“
Ich melde meine Bedenken an und das liebe Fräulein sagt „Du bist doch eh so oft unterwegs. Dass ist einfach nur deine Homebase, wo du immer hin zurück kommen kannst.“
Und ich weiß gar nicht wehr die Idee hatte, ich glaube der feine Herr wars. Auf dem Hof steht noch ein kleines Haus. Richtig gemauert, mit Schornstein, weil da derzeit die Waschküche drinnen ist. Es hat ein Dach mit Zwischenboden, ein großes Fenster und noch die Möglichkeit ein Minibad einzurichten. Strom und fließend Wasser gibt es auch. Alles in Allem, nicht viel Größer als der Bauwagen, nur Quadratisch. Und ich dachte, dass ist es. Ich habe mein Eigenes und alles was ich investiere, mache ich am Ende für die Familie. Denn selbst wenn ich mal ausziehe, wird mein Enkelsohn das eben als Partyraum nutzen, oder selbst einziehen.
Aber erst mal ist der Gedanke an eine Homebase mit Holzofen, alles klein und überschaubar, sortiert und dekoriert, sehr schön. Zumal ich mir ziemlich sicher bin, dass ich nicht viel Lust habe monatelang unterwegs zu sein. Als Saisonarbeitskraft ans Meer find ich gut, aber mal gucken. Derzeit bewerbe ich mich bereits in Weißenfels. Da gehts nämlich hin. Wohnen werden wir in einem Ortsteil, aber mit dem Rad bin ich schnell in der Innenstadt.
Wir waren letztens mal da, haben uns die Innenstadt angeguckt. Sehr schön und eigentlich gibts da alles was man braucht. Aber das Fräulein und ich sind auch Großstadtverwöhnt. Nicht wirklich dramatisch. Halle und Leipzig sind im Notfall nur 30 Minuten mit dem Zug weg.
Aber ich werde dann die Haustüre aufmachen können und dann ist da mein liebes Fräulein, so nah, dass man im Schlafanzug rüber laufen kann. Und wenn Fred seine ersten Schritte macht, dann kann er alleine zur Oma stolpern.
Bin ich kein absoluter Glückspilz???
Akt 2
Der Ausblick nach dem Einblick (Text vor ein paar Tagen geschrieben)
Im Haus lebten bereits Mieter. Eine Witwe in meinem Alter mit einem Sohn im Alter meiner Tochter.
Auf Eigenbedarf kündigen ist schlecht fürs Karma. Aber die Witwe hat auch schon wieder einen neuen Freund und das Haus, was für zwei Leute eh zu groß ist, sah rundherum schon ganz schön gammelig aus. Also das kleine Vorgärtchen war voller Kies und verwelktem Zeug. Das was man vom Innenhof sehen konnte voller Unkraut, ein umgeworfener Grill, eine kaputte Schubkarre …
Und Außerdem bekommt man in Weißenfels immer nette Wohnungen günstig zu mieten. Hier ist der Markt nicht so katastrophal wie in Leipzig. Also wurde auf Eigenbedarf gekündigt und die Kündigung ohne viel Federlesen akzeptiert.
Ich habe mir einen Job in Weißenfels gesucht und den Umzug auf Mitte September geplant.
Aber ich hatte ein mulmiges Bauchgefühl, habe das aber auf meinen Hang zum Trash TV geschoben. Meine Güte, warum sollte was schief laufen? Warum sollten das Mietnormaden oder Messis sein?
Auch wenn man zu viel „Armes Deutschland“ und Ähnliches guckt, muss man doch davon ausgehen, dass die meisten Leute ganz normal und Assis eben nicht an der Tagesordnung sind.
Man war in Kontakt und da die Dame, wie zu erwarten war, recht schnell eine neue Wohnung hatte, konnte man sogar früher rein. Frau und Mann kündigten die Wohnung zum 30.9., konnten aber schon Anfang September rein. Der Schwiegervater sprach mit der Mieterin ab, dass sie über den September noch Sachen in der Garage stehen lassen kann und versprach ihr das Haus zu beräumen, falls sie noch was darin stehen lässt. Denn die Frau machte einen etwas hilflosen und verpeilten Eindruck und ihr erwachsener Sohn war zu nichts nutze.
An einem Montag zogen dann der neue Hausherr und die neue Hausfrau ins neue Haus und bei mir klingelte kurz darauf das Telefon.
Das Haus war bis unters Dach angefüllt mit Müll. Man hatte Katzen die im ganzen Haus rumliefen, alles zerkratzt haben. Die Teppiche waren voll gepisst und die Wohnung was schimmelig da die Alte nie gelüftet hat.
Am Freitag drauf kam ich dann dazu um mir das anzugucken. Und Abends, nachdem mein Fräulein und ihr Mann erschöpft in einem schnell hergerichteten Zimmer lagen und feste schliefen, saß ich oben auf dem Dachboden zwischen Tonnen Altkleider und habe mit ein paar Bier in den Kopf geschüttet.
Tüten mit Dildos, Mittelalterklamotten, dazwischen Haftbefehle, Zahlungsaufforderungen, Mahnungen, Rechnungen, für sie, ihren verstorbenen Mann, teilweise noch verschlossene Briefe aus der vorherigen Wohnung. Zeugnisse eines verschenkten, vollkommen kaputten Leben, an dem natürlich immer nur andere Schuld sind. Geld für Spielekonsolen, Alkohol, Kippen, Party, Mittelalter Feste, Scheiße, aber nichts für Strom, oder Gas, oder Müll.
Ich habe mich das ganze Wochenende durch ihr verkorkstes Leben gewühlt, weil ich die Mülltüten aufmachen musste um das Zeug zu trennen damit die Entsorgung bezahlbar ist. Ich habe kein Mitleid. Nur Ekel und absolute Wut. Wenn ich ihre Facebookseite sehe könnte ich kotzen.
Egal – auf Ebay verkaufen … nette Idee. Aber man will ja irgendwann fertig werden deswegen hatten wir einen Verschenkeflohmarkt gemacht und am Wochenende haben dann ständig Leute hier gestanden, einem die Zeit gestohlen um dann doch nichts mitgenommen oder einer wollte Fotos von den Sachen haben die es zu verschenken gab und hat dann gefragt ob wir auch was verschicken.
Der feine Herr hatte aber mit seinem Vater dann doch irgendwann den größten Haufen Sperrmüll entsorgt und dann waren drei Zimmer irgendwie fertig.
Am 11. September war dann der Umzug. (Nochmal ein fettes Danke, an die wunderbare Geli, meinen Ex Arbeitskollegen Frank und Christian) Wir haben eine Wohnküche, ich habe ein kleines Zimmer und mein Fräulein und ihre Jungs ein etwas größeres und wir haben ein Bad, was inzwischen auch fast sauber ist.
Diese ekelige Alt hat nie geputzt. Ey, jeder weiß, dass ich keine Haushaltsperle bin. Im Bauwagen sah es auch manchmal grenzwertig aus. Aber sogar unterm Bauwagen wars letztendlich sauberer als in dieser Hütte.
Das kleine Haus … ist sehr renovierungsbedürftig. Aber ich krieg das hin. Nur nicht so schnell.
Es wird also Geschichten von der Minihaus Renovierung geben und Geschichten von unserem WG Leben. Das ist es nämlich jetzt. Eine WG mit dem lieben Fräulein. Ihrem Mann und ihrem Sohn.
Geschichten von den Plänen die ich hatte und die nun … nochmal neu gedacht werden sollten.
Und ein paar wissenswerte Dinge über unseren jetzigen Wohnort.
Das liebe Fräulein und ich standen nämlich eines Morgens oben auf den Weinbergen, haben den Nebel und den Sonnenaufgang bewundert und gedacht – gucke an wie überaus schön unser neues Zuhause.
ALLES wird GUT! ☺️
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Wohnst du jetzt dann alleine da ? Was ist mit deinem Partner?
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Ne, mein Partner und ich sind nicht mehr verpartnert. Ich wohne da mit dem lieben Fräulein, ihrem Mann und Baby
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