In den 10 Minuten, die er gebraucht hat um eine Schneiderin zu suchen, habe ich herausgefunden, dass er mit der Firma, auf deren Seite er mich verwiesen hat, gar nichts zu tun hat. Er rief dann per Videochat an. War selber nicht zu sehen, weil er wegen Datenschutzrechtlichen Gründen keine Kamera anhaben durfte und hat keine Schneiderin mehr gefunden, weil die alle schon im Feierabend waren. Aber ein Glück hatte er selber genug Erfahrung und konnte das auch alleine machen.
Nach der Begrüßung und Erklärung wollte er keine Schutzgebühr haben. Viel besser.
„Könnten sie bitte mal ihre Latzhose ausziehen, ich muss ihre Schenkel und ihr Hinterteil begutachten.“
„Ähm, sie haben schon mitbekommen, dass ich älter als 12 bin?“
„Zieren sie sich nicht so, ich muss die Figur sehen um die Kollektion anpassen zu können. Ansonsten können wir nicht zusammen arbeiten.“
„Sie sind sich schon im klaren, dass ich ihre Nummer weiter geben werde.“
„An ihrer Stelle würde ich aufpassen, das kann ganz schnell nach Hinten los gehen, weil ihnen aus Datenschutzrechtlichen Gründen untersagt ist meine Nummer zu privaten Zwecken zu nutzen.“
Das Ende vom Lied. Die richtigen Menschen haben sich brennend für diese Nummer interessiert und sich herzlich bei mir bedankt, dass ich sie weiter geleitet habe.
Ich glaube zwar nicht, dass erwachsene Frauen darauf reinfallen, aber ganz ehrlich, mit 13 wäre ich, bei dem Gedanken, coole Klamotten für Lau zu bekommen, so schnell nackig gewesen, so schnell hätte keiner gucken können. Und Naivität darf nicht so hart bestraft werden. Kleinen Mädchen denen sowas passiert, kann man nicht die Schuld geben.
Dann hatte ich ein paar Nachrichten von dieser Sorte.
Einer wollte auch getragene Unterwäsche von mir kaufen, ein anderer wollte das ich in weißen Leggins putze. Der letzte mit dem ich geredet habe, hat sich bei der Beschreibung meiner Hauswirtschaftlichen Tätigkeiten in Spanien, einen runtergeholt, hatte es zu spät gemerkt, danach war mir richtig schlecht. Und als ich noch im Bad stande und mit mit einem Wattestäbchen im Ohr rumgestochert habe, klingelte wieder das Telefon. Ich klang nicht höflich. Aber eine Frau war drann. Von der Ergo Versicherung. Ergo … ist ja ein Name. Da soll ich bestimmt keine Büros nacktputzen.
Aber ich war trotzdem Vorsichtig als ich dann am 1.Mai ein Vorstellungsgespräch hatte. Sie war da gerade eh im Büro und ich hatte auch Zeit.
Kurz, es ging um Berufsunfähigkeitsversicherung und Rentenzusatzversicherung die „beraten“ und „verkauft“ werden sollten. Für mich ist es ein Schneeballsystem für sie war es freie Mitarbeiterbetreuung. Ich habe ihr gesagt, dass ich nie, nie, nie Freunde und Verwande oder Kollegen auf eine Versicherung ansprechen würde um ihnen da eine Betatung bei einem Bierchen aufzudrücken. „Warum denn nicht?“ fragte sie mich mit großen Augen
„Weil ich Freunde hatte, die das bei mir versucht haben und die grüße ich heute noch nicht mal auf der Straße, weil ich sowas so wiederlich finde, dass ich im dicken Strahl kotzen könnte. Freundschaften ausnutzen um was aufzuschwätzen. Und dann noch so einen Schneeballmist. Na ich würde mich doch schämen wie ein Bettnässer. Kurz – ich war ganz schnell wieder Draußen. Wenn eine Versicherung so was nötig hat, ist es wohl nicht weit her damit.
Also … es bleibt spannend. Aber ehe werde ich nackt putzen als Freunden und Bekannten Versicherungen aufzudrücken.
(Wobei es immer noch ein Unterschied ist, ob Freunde zu mir kommen wenn ich in der Versicherungsbranche arbeite und ich die berate. Das ist was anderen. Ok.
Liebe Tanja,
Ich musste mir gerade die lachtränen wegwischen und mein Gesicht neu ordnen das vom lachen ganz schief war. Ich war zwischendurch empört über die Antworten und geschockt was man mit Arbeitsuchende anstellt. Ich trage jetzt früh am Morgen zeitung aus und bin richtig froh dass ich meine Ruhe habe. Schon allein die Energien von Angst und wut der Kunden in der Luft hat mich völlig ausgelaugt. Ich wünsche dir, dass du einen Job findest der dich erfüllt. Und einen wundervollen Muttertag wünsch ich dir. Deine Ruth
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Das wünsche ich dir auch. Freut mich wenn es dir gut geht.
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