Nachhaltig durchstarten

Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Ich möchte nachhaltiger leben, wo fange ich an?“.

Ich mag die Seite „the birds new nest“ und als Edda zur Blogparade aufrief, wollte ich natürlich mit machen. Ist ja auch ein Thema, wo ich ein bißchen mitreden kann.
„So, jetzt reichts!“ rufst du und haust die Faust auf den Tisch. Ein Beitrag auf Youtube, im Fernsehen, in der Tageszeitung … vielleicht auch nur eine Diskussion mit einem Kollegen. Auf jeden Fall hat dich JETZT irgendwas getriggert und du möchtest JETZT was ändern. Bei mir war es, vor vielen Jahren, ein Kohlrabi aus Ägypten der nur 30 Cent kosten sollte, der einen Wandel angestoßen hat. Dann steht man da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, schaut sich in seinen vier Wänden um und überlegt womit man anfangen kann. Irgendwo muss man ja anfangen. Man sollte gleich die Anfangseuphorie ausbauen und muss aufpassen den Enthusiasmus nicht verpuffen zu lassen.
Am liebsten würde man alles wegwerfen, um sich ökologisch sinnvolle Neuanschaffungen zu gönnen, am besten gleich im Waschbär Versand bestellt.
Aber ist es wirklich sinnvoll einen Sack Vorratsdosen aus Plastik auf den Müllberg drauf zu legen nur um Edelstahldosen neu zu kaufen? Wohl kaum. Aber wirst deine Veränderung von deiner Umwelt überhaupt ernst genommen oder auch nur registriert, wenn du dein Pausenbrot aus der alten Tuberware nimmst? Oder vergisst du selbst schnell mal deine neuen Vorsätze, wenn du morgens deine Nutellastulle mümmelst und dazu einen Kaffee für 3€ das Pfund trinkst?
Nun, von meinem ersten Trigger bis zu einem veganen Aussteigerleben in einem Bauwagen, mit einem Wasserverbrauch von ca. 5 Litern täglich, war es ein langer Weg, auf den die meisten keine Lust haben, was ich gut nachvollziehen kann. Meine jüngste Schwester verbringt im Sommer ein paar Tage mit ihren Kindern bei mir, um ihnen zu zeigen wo sie die ganzen Sommerferien verbringen können, wenn sie nicht verdammt noch mal gehorchen.
Aber vor vielen Jahren habe ich auch in einer Dreiraumwohnung gestanden, verzweifelt hin und her geguckt und wollte fortan nachhaltiger leben.
Und damit habe ich angefangen.
Badezimmer: Ich hatte ein schickes Badezimmer Regal, da standen ungefähr 10 verschiedene Duschgels drauf und noch mal soviele Shampoos. Für Entspannung, für Wellness, relax und für Energie, für Fit, für Fun und für weiß der Fuchs noch alles.
Ich habe alle Duschgels zusammen geschüttet und hatte damit eine volle Flasche, die ich die nächsten zwei Jahre mit ins Schwimmbad geschleppt habe.
Zuhause hatte jeder von uns ein wunderschönes, glattes, duftendes Stück Seife. Ich liebe es bis heute, ein neues Stück Seife aus dem Karton zu nehmen. Die Seifenvorräte lagern übrigens zwischen meiner Wäsche, wegen der Duftigkeit. Seit über 10 Jahren habe ich keine Plastikflasche für Duschgel mehr gekauft. Kann sich einer vorstellen, wie viele das sind?
Aus den alten Plastikflaschen hatte ich damals kleine Blumen ausgeschnitten (und mir so in die Hand gesäbelt, dass ich fast ohnmächtig geworden bin), sie auf gefädelt und eine blumige Gardine daraus gebastelt. Heute gibt es eine Menge cooler Ideen auf Pinterest.
Meine Deos habe ich so nach und nach in Umkleidekabinen von diversen Sportstudios aufgebraucht, um zu Hause nur noch einen Deokristall zu verwenden. Den Jetzigen habe ich seit 3 Jahren in benutz. Da ich seitdem unter dem Armen und im Schritt nicht mehr nach karibischen Nächten, sondern meistens sehr neutral rieche, gönne ich mir hin und wieder ein richtiges Parfum.
Inzwischen gibt es in jedem Drogeriemarkt Zahnbürsten aus Holz und festes Shampoo, Rasierhobel und Menstruationstassen. Man kann sich also Stück für Stück hernehmen, und überlegen, durch was man es ersetzt wenn es alle oder kaputt ist.
Putzkiste: Hier hatte ich auch viele Plastikflaschen drinnen. Manche noch mit DM Preisschildern. Der Edelstahlreiniger von meiner Oma, oder die Möbelpolitur zum Beispiel. Ich wollte das noch nicht mal mehr in meiner Wohnung haben, das Chemiezeug. Also habe ich alles einer Bekannten gebracht, die es sich sowieso gekauft hätte. Ich selber putze – nach wie vor recht selten – aber wenn dann mit Essig, Natron, Waschsoda, Zitronensäure und (veganer) Kernseife. Im Internet gibt es übelst viele Rezepte und nein, es ist gar nicht so aufwendig.
Küche: Hier habe ich einen Einkaufskorb gepackt und gut sichtbar hingestellt. Produkte die wir sofort aufbrauchen und danach nie wieder kaufen wollten. Das typische Nutella war darunter, genau wie ein paar Packungen Süßigkeiten in Form von Frühstückscerealielen von Nestlé. Irgendwann habe ich dann das Rezept für gebackenes Müsli gefunden und verfeinert und seither haben wir wieder viel Plastik gespart.

Mit dem Plastik war es auch so eine Sache. Irgendwann hat es mir gedämmert, dass es nicht damit getan ist, dass Plastik in den Gelben Sack zu stecken. Das meiste Plastik wird gar nicht recycelt. Sondern in andere, ärmere Länder verschifft, um es dort zu verbrennen.

Zumal erschien es mir irgendwie sinnfrei Plastikbeutel und Plastikpackungen zu kaufen, um sie drei Treppen hochzutragen um sie danach wieder drei Treppen runter zu schleppen um sie als Plastikmüll wegzuwerfen. Fortan hatte ich immer eine Sammlung Taschen und Beutel bei mir. Man gewöhnt sich daran.
Ich versuche, regional zu kaufen. Manchmal sind lose Pilze fast doppelt so teuer wie die eingepackten. Also kaufe ich die eingepackten und fülle sie um und der Laden kann sich selber um den Müll kümmern. Das ist jetzt vielleicht nicht nachhaltig. Aber zumindest habe ich damit ein Zeichen gesetzt und den Laden vielleicht zum umdenken bewegt.
Schlafzimmer/Kleiderschrank: Das meiste Mikroplastik im Meer kommt tatsächlich aus der Kleidung. Jedes Mal wenn eine Mikrofaser, Fleece oder Ähnliches gewaschen wird, entsteht Mikroplastik. Deswegen, ob ich nun neu oder Secondhand kaufe, trage ich nur Naturfaser.
Was könnte man noch tun … sich ein paar LED Leuchten zu Hause hinlegen, um die kaputte Glühbirne gleich mit einem guten Leuchtelement zu ersetzen. Batteriebetriebene Sachen entsorgen und Menschen die zu Besuch kommen und gerne mal ein Stehrumsel mitbringen sagen, dass sie bitte sowas nicht mehr schenken sollen. Ich bekam mal 4 Plastikteelichter geschenkt, die mit Knopfbatterien liefen und sogar Farbwechsler drinnen hatten. Und ich habe die Person wieder damit zurückgeschickt. Nein, das war nicht unhöflich. Es war unhöflich und unüberlegt mir sowas zu schenken.
Mann sollte seinen Amazon und Wish Account löschen und kann sich dafür ein Kundenkonto in der örtlichen Bibliothek zulegen.
Man kann im Winter eine Strickjacke und Hausschuhe tragen und sich so ein paar Grad Zimmertemperatur sparen als wenn man im T-Shirt und barfuß herumläuft.
Man kann seine Klamotten pfleglicher behandeln und muss sie nicht so heiß und oft waschen.
Ein nachhaltiges Leben ist ziemlich sparsam. Vielleicht einen Hauch zeitaufwendiger, aber es hält sich im Rahmen.
Aber es sind immer mehr Menschen, die sich bemühen und diese sind im Internet wunderbar vernetzt. Man bekommt viele tolle Tipps und trifft immer nette Menschen.
Allerdings, und das macht es manchmal auch schwer, darf man sich nicht irremachen lassen. Es gibt immer einen der noch veganer, nachhaltiger, ökologischer oder biologischer ist.
Ich lebe in einem Bauwagen. Kein fließend Wasser, Holzofen, eine Steckdose. Bis auf meine Schlüpfer sind alle Klamotten gebraucht gekauft oder selber genäht oder gestrickt. Obendrein lebe ich vegan. Und selbst hierher verirren sich Menschen, die mir meine Nachhaltigkeit absprechen, weil ich bei facebook bin, ein Smartphone habe, mir die Fußnägel lackiere und mir die Achseln rasiere.
Wenn du jetzt anfangen möchtest nachhaltiger zu leben, finde ich das sehr schön und es macht mich voll froh. Weil am wichtigsten ist nämlich einfach anzufangen.
Und hier ist noch der Link zu vielen Anderen tollen Artikeln über dieses Thema.

3 Gedanken zu “Nachhaltig durchstarten

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